
Frank Costello (Robert De Niro) und Vito Genovese (ebenfalls Robert De Niro) haben eine Menge gemeinsam. Sie sind Söhne italienischer Immigrantenfamilien aus ärmlichen Verhältnissen. Sie haben in der New Yorker Mafia richtig Karriere gemacht. Außerdem sind sie beste Freunde, schon seit ihrer Kindheit, haben dabei regelmäßig krumme Dinger gedreht. Das mit der Freundschaft ist aber schon seit einer Weile vorbei. Seitdem Vito wegen einer Mordanklage nach Italien fliehen muss und das Geschäft Frank überließ, ist das Verhältnis getrübt, da sich Vito übervorteilt sieht. Zwar versucht ihm Frank, der aufgrund seiner diplomatischen, korrekten Art beliebt ist, entgegenzukommen. Sein jähzorniger, eifersüchtiger Widersacher will sich damit aber nicht begnügen. Die Rivalität wird immer größer – bis Vito einen Mordanschlag auf seinen ehemaligen besten Freund verübt …
Ein Veteran als doppelter Gangster
Es dürfte kaum einen Schauspieler geben, den man stärker mit dem Mafiafilm in Verbindung bringt als Robert De Niro. Ob Der Pate II (1974), GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia (1990), Casino (1995) oder The Irishman (2019), immer wieder war er in der Rolle eines Gangsters zu sehen. Insofern wäre es ein Leichtes, The Alto Knights als einen bloßen weiteren Film aus diesem Bereich abzutun. Und doch sind da mehrere Punkte, die einen hellhörig werden lassen. Zum einen hat Barry Levinson zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder bei einem Film Regie geführt, so wie auch sonst hinter den Kulissen diverse Veteranen am Werk waren. Was aber vor allem hervorsticht: De Niro ist in einer Doppelrolle zu sehen, zeigt seine Liebe für das Gangsterthema, indem er einfach beide Protagonisten spielt.
Wer sich im Vorfeld nicht über den Film informiert hat und blind reingeht, dürfte dann auch entsprechend irritiert sein. Warum sieht De Niro teilweise so komisch aus? Erschwerend kommt hinzu, dass The Alto Knights nicht durchgängig chronologisch erzählt wird. So beginnt die Geschichte mit dem oben genannten Attentat, bevor wir dann die Vorgeschichte erfahren – eine klassische Erzähltechnik des Spannungskinos. Aber auch danach springt der Film etwas durch die Zeit, was unter anderem damit zusammenhängt, dass ein deutlich älterer Frank die Geschichte im Rückblick erzählt. Auf diese Weise sehen wir ihn in rascher Abfolge in verschiedenen Lebensphasen, was für Verwirrung sorgen kann. Zumal es auch eine Weile dauert, bis die Figuren einigermaßen etabliert sind und man eine Ahnung bekommt, wer da wer ist und worum es überhaupt gehen soll.
Viele Worte, wenig Handlung
Ein dauerhaftes Manko ist das alles nicht. Man gewöhnt sich auch an die Doppelrolle, selbst wenn inhaltlich nie ganz klar wird, warum man sich für diese kuriose Besetzung entschieden hat. Womöglich wollte man ausdrücken, wie eng sich die beiden Männer waren. Da sie sich aber nicht einmal ähnlich sehen, bringt das nicht viel. Wo der Film auf jeden Fall schwächelt, ist die Dialoglastigkeit. Für einen Film, der von lauter gefährlichen Männern erzählt, geschieht erstaunlich wenig. Nach dem schockierenden Einstieg kommt erst einmal nicht viel. Nur dann und wann lässt The Alto Knights im Anschluss noch einmal die Waffen sprechen, sicher zu selten für manche im Publikum, die angesichts der großen Rivalität der beiden Mafiagrößen mehr erwartet haben.
Sehenswert ist das Ergebnis dennoch. Zum einen erzählt Levinson von einem Duell zweier Männer, die so unterschiedlich sind, dass der Krieg zwangsläufig asymmetrisch erfolgt. Zum anderen ist der Film an manchen Stellen erstaunlich witzig. The Alto Knights scheut beispielsweise nicht davor zurück, die Figuren zu überzeichnen. Und dann wäre da noch das Finale, das auf seine Weise so kurios ist, dass man kaum glauben kann, dass das hier auf einer wahren Geschichte basiert. Der Film ist daher besser, als man es vielleicht im Vorfeld erwarten durfte. Zwar wird er kaum zu einem Klassiker wie die oben genannten Gangsterporträts werden. Nachdem De Niro in den letzten Jahren aber nicht immer das glücklichste Händchen hatte bei der Rollenauswahl, ist das hier aber doch ganz solide geworden.
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