
Eigentlich hatte Alex (Sophie McIntosh) ja gehofft, dass ihre Schicht möglichst bald vorbei ist. Schließlich ist heute ihr 21. Geburtstag – und den möchte sie nicht unbedingt in der Spielhalle verbringen, in der sie arbeitet. Nachdem ihr Boss Tim Collins (Simon Phillips) aber einen kräftigen Aufschlag verspricht, lässt sich die junge Frau darauf ein, doch noch weiterzuarbeiten und sich um eine neue Gruppe zu kümmern, die sich für den Abend angekündigt hat. Dabei ahnt sie nicht, dass es sich bei der besagten Gruppe um ihre eigene Freundesclique handelt, die mit ihr zusammen feiern will. Noch viel weniger ahnt sie, dass Tim kurze Zeit später von einem bösen Geist besessen wird, der ihn dazu bringt, eine Maske von Micky Maus aufzusetzen und sich durch die gesamte Spielhalle zu metzeln …
Der Horror der rechtefreien Kindheit
Wenn eine berühmte Figur oder ein bekanntes Buch zur Public Domain werden und damit prinzipiellen allen zur freien Verfügung steht, ist das eigentlich ein Freischein, sich die tollsten Geschichten damit auszudenken. Aus irgendeinem Grund scheint den Leuten aber nichts anderes einzufallen, als bei Kindern beliebte Figuren in ein Horrorumfeld zu versetzen. Aus einem noch weniger nachzuvollziehenden Grund gibt es auch noch Leute, die damit Spaß haben. So wurde Winnie the Pooh: Blood and Honey 2023 zu einem Überraschungshit, weshalb ein Jahr später mit Winnie the Pooh: Blood and Honey 2 bereits eine Fortsetzung erschienen ist. Ein besonderes Fest ist, dass nun auch der Micky-Maus-Kurzfilm Steamboat Willie zum Allgemeingut wurde. Schließlich gilt gerade Disney beim Copyright als sehr besitzergreifend. Mit The Mouse Trap kommt nun ein erster Horrorfilm heraus, im Mai folgt Screamboat.
Dennoch bleibt die weltberühmte Maus ein juristisches Minenfeld. Schließlich ist nicht die komplette Figur Freigut, sondern nur der besagte Kurzfilm und das darin verwendete Aussehen. Bei The Mouse Trap machte man sich einen Spaß draus, diese Rechtsthematik zu verulken und lässt deshalb einen an den legendären Star Wars Vorspann angelegten Text über den Bildschirm laufen, in denen mehrfach Bezug auf Disney genommen wird. Der Gag wird zwar viel zu sehr in die Länge gezogen, ist aber zumindest noch irgendwie amüsant. Wenn kurze Zeit später Simon beim Anschauen des alten Cartoons besessen wird, ist das auch noch einigermaßen vielversprechend. Sobald aber der eigentliche Film beginnt und damit das, wovon eigentlich erzählt werden soll, wird es schnell ernüchternd. Und schlecht, sehr schlecht.
Offensive Langeweile
Das ist sicher nicht ganz überraschend. Regisseur Jamie Bailey hat sich schon bei der Social-Media-Kritik Deinfluencer völlig verhoben, was nicht unbedingt optimistisch stimmte auf den Film. Während dort aber zumindest noch irgendwie versucht wurde, etwas aus dem Stoff zu machen, gleicht The Mouse Trap einer dreisten Arbeitsverweigerung. Wenn man sich schon über die berühmte Maus lustig macht und mit brutaler Gewalt zweckentfremdet, sollte in der Hinsicht wenigstens etwas geboten werden. Lange Zeit passiert aber nichts: Die nichtssagenden Figuren stehen nur in der Gegend herum, manchmal werfen sie sich irgendwas an den Kopf. Das kennt man aus den diversen Produktionen von The Asylum, wo auf diese Weise Geld gespart werden soll. Während dort aber wenigstens noch aufgeregt getan wird, ist hier nur Langeweile angesagt.
Wobei, manchmal darf man sich auch ärgern. Ob es nun die vermeintliche Geheimwaffe ist, die auf einmal dann doch nichts mehr bringt, oder das sehr abrupte Ende, da wird das Publikum schon sehr veralbert. Wäre das Ganze als tatsächliche Satire auf schlechte Horrorfilme konzipiert gewesen, das hätte vielleicht funktioniert. Ein paar Meta-Witze reichen dafür aber nicht aus. Da zudem vieles noch nicht einmal ansatzweise erklärt wird, ist The Mouse Trap leider ein völliges Debakel, das man allenfalls noch der beeindruckenden Kaltschnäuzigkeit wegen anschaut. Sich dermaßen wenig darum zu scheren, was man da verbricht, das braucht schon ein gesundes Selbstbewusstsein. Schade nur, dass dieses nicht von einem angemessenen Talent begleitet wird.
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