The Woman in the Yard
© Universal Pictures

The Woman in the Yard

„The Woman in the Yard“ // Deutschland-Start: 27. März 2025 (Kino)

inhalt / Kritik

Für Ramona (Danielle Deadwyler) bricht eine Welt zusammen, als sie und ihr Mann David (Russell Hornsby) in einen schweren Autounfall verwickelt werden. David stirbt dabei, sie selbst überlebt schwer verletzt und ist auch Monate später noch auf Krücken angewiesen. Da auch das Geld knapp ist, wissen sie und die beiden Kinder Taylor (Peyton Jackson) und Annie (Estella Kahiha) nicht, wie es weitergehen soll. Es mangelt an allem, sie sind völlig verschuldet, das Haus verfällt, nicht einmal Hundefutter haben sie noch. Als auch noch der Strom ausfällt, wird die Stimmung in dem Haus immer gereizter, die psychisch angeknackste Mutter ist mit der Situation überfordert. Da hat es ihr gerade noch gefehlt, dass auf einmal eine seltsame Frau vor ihrem Haus auftaucht, völlig in Schwarz gekleidet und mit einem Schleier vor dem Gesicht. Wer sie ist und was sie dort zu suchen hat, sagt die Fremde nicht. Stattdessen scheint sie auf etwas zu warten und treibt damit die drei in den Wahnsinn …

Ein Stillstand-Horror

Wenn Filme ein sehr spätes Embargo haben, die Presse also nicht darüber berichten darf, gibt es meistens zwei Erklärungen. Entweder es handelt sich um einen Blockbuster der großen Studios, die geradezu pathologisch darauf pochen, dass es erst zum Kinostart Kritiken gibt. Oder die Filme sind einfach so mies, dass man sich die schlechte Presse ersparen möchte. Der Verdacht lag nahe, dass es sich bei The Woman in the Yard um ein Beispiel der zweiten Kategorie handelt, den neuesten Horrorfilm von Blumhouse. Sicher, die Produktionsfirma hat auch gute Genrevertreter hervorgebracht. Zuletzt waren aber etwa Imaginary und AfrAId ziemliche Langweiler, die es nun wirklich nicht gebraucht hätte. Das stimmt dann weniger hoffnungsvoll.

Tatsächlich dürften die Reaktionen auf The Woman in the Yard gemischt ausfallen. Das liegt jedoch weniger an einer mangelnden Qualität. Vielmehr ist der Film nicht das, als was er verkauft wird. So gibt es zwar schon Horrorszenen. Diese sind zum Teil auch stimmungsvoll von dem spanischen Regisseur Jaume Collet-Serra (Orphan: Das Waisenkind) in Szene gesetzt, der nach einer Reihe von größeren Hollywood-Beiträgen zu seinen Horrorwurzeln zurückkehrt. Gerade das Spiel mit Licht und Schatten kann sich sehen lassen, wenn die Frau zunehmend um sich greift, ohne sich dabei vom Fleck zu bewegen. Es dauert aber ziemlich lange, bis da tatsächlich etwas geschieht. Die regungslose Fremde ist zwar schon eine unheimliche Präsenz, der Film arbeitet auf eine ganz eigene Weise mit dem Home-Invasion-Motiv. Dennoch, das dürfte vielen zu wenig sein.

Porträt seelischer Abgründe

Der Grund ist, dass es in der Geschichte nur sekundär um diese mysteriöse Bedrohung geht. Wichtiger ist es Drehbuchautor Sam Stefanak, die Dynamik innerhalb der Familie aufzuzeigen, die nicht erst seit dem schweren Verlust auseinanderzubrechen droht. The Woman in the Yard verbindet das mit dem Porträt einer Frau, die labil ist, mit psychischen Problemen zu kämpfen hat. Das ist im Horrorgenre keine Seltenheit. Da hat oft die Hauptfigur mit irgendwelchen Traumata zu kämpfen, weil auf diese Weise das Spiel mit der Wahrnehmung besonders effektiv ist. Was ist real, was nur eingebildet? Hier wird das aber weiter getrieben, wenn die angeknackste Psyche keine Begleiterscheinung ist, sondern im Mittelpunkt steht. Der Horror ist nur ein Mittel zum Zweck.

Wie viel man damit anfangen kann, hängt letztendlich davon ab, wie sehr man von diesem Thema berührt wird. Wer das von sich behaupten kann, findet in dem symbolisch aufgeladenen The Woman in the Yard sogar einen der interessantesten Horrorfilme der letzten Zeit. Die Art und Weise, wie hier seelische Abgründe angesprochen und visualisiert werden, ist schon stark. Die Geschichte um eine strauchelnde Familie nimmt einen auf eine Weise mit, wie es nur wenige Genrevertreter schaffen. Gerade das Ende wirkt noch lange nach, wenn Collet-Serra zusammen mit einer stark aufspielenden Danielle Deadwyler (The Piano Lesson) deutlich macht, dass das Böse manchmal näher ist, als man denkt, und manche Kämpfe selbst nach dem vermeintlichen Happy End andauern.



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The Woman in the Yard
fazit
„The Woman in the Yard“ handelt von einer Familie, die nach einem Schicksalsschlag zerbricht und von einer mysteriösen Fremden terrorisiert wird. Horrorszenen gibt es, sie sind auch stimmungsvoll in Szene gesetzt. Sie sind aber vielmehr ein Mittel zum Zweck, um die eigentliche Geschichte zu erzählen. Das wird manche langweilen. Wer sich jedoch auf dieses Thema einlassen kann, findet einen Film, der einen mit seiner starken Symbolik mitnimmt und lange nachwirkt.
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