
Als die Polizei am Tatort ankommt, ein großes Familienanwesen im Thüringer Wald, bietet sich ihr ein Anblick des Grauens: Zwei Ehepaare wurden erschossen, darunter Ricarda und Toto Sardini, die ein Restaurant betreiben. Während sich Kriminalpsychologin Annett Schuster (Kristin Suckow) und Profiler Jan Kawig (Bernhard Conrad) vom LKA Erfurt umschauen, finden sie einen geheimen Safe Room, in dem sich die 16-jährige Tochter Rebecca (Mariella Aumann) versteckt hat. Eine Hilfe bei der Ermittlung ist sie nicht, die Jugendliche ist völlig verstört und kann sich an nichts erinnern. Wenn das Team herausfinden will, was in der Nacht vorgefallen ist und wer hinter den Morden steckt, müssen sie es erst schaffen, dass sie ihr Gedächtnis wiederfindet. Dabei kommt schnell der Verdacht auf, dass die Familie Beziehungen zur Mafia hatte …
Zweiter Teil der Krimireihe
Auch wenn es prinzipiell nicht gerade wenige Krimireihen gibt, welche das Erste am Donnerstagabend ausstrahlt, wird regelmäßig an neuen getüftelt, um das Programm auch weiterhin zu füllen. Dieses Jahr kamen auf diese Weise Tod in der Bucht – Ein Kreta-Krimi und Der Krimi aus Brandenburg: Die Raaben und das tote Mädchen neu hinzu, vergangenen Herbst feierte mit Nord bei Nordost: Westend eine weitere Reihe ihren Einstand. Nun meldet sich mit Tod am Rennsteig eine weitere neue Reihe zurück. Da gab es vor ziemlich genau zwei Jahren mit Auge um Auge einen ersten Film, der auch auf reges Interesse stieß. Mehr als 6,6 Millionen Menschen schalteten damals ein. Wenig überraschend will man an diesen Erfolg anschließen. Überraschend ist allenfalls, dass es überhaupt so lange gedauert hat, bis ein zweiter Film da ist, und nicht gleich mehrere Teile gedreht wurden.
Dafür ist der Nachfolger etwas besser geworden als der Auftakt. Dieser hatte unter anderem damit zu kämpfen, dass die Figuren langweilig waren und sich viel gestritten wurde, da das bei Ermittlerteams irgendwie dazu gehört. Das erste Manko ist mehr oder weniger geblieben, da gibt es kaum Szenen, bei denen man das Gefühl hat, es mit einem Individuum zu tun zu haben. Die überflüssigen Konflikte wurden aber so weit reduziert, dass sie nicht mehr störend auffallen. Am Anfang kommt da ein bisschen etwas. Irritierend ist zudem, wenn in Tod am Rennsteig: Haus der Toten eine Försterin den Polizisten sexuell belästigt. Es ist sicher mal etwas anderes, wenn hier ausnahmsweise die Frau übergriffig wird. Unangenehm ist die Stelle dennoch, zumal sie mit der Geschichte nichts zu tun hat und nicht klar ist, warum sie eingebaut wurde.
Emotional, aber wenig begeisternd
Der eigentliche Fall ist dabei in Ordnung. Anfangs ist der Rätselanteil hoch, wenn unklar ist, wer diese Morde begangen hat und aus welchem Grund. Anders als beim klassischen Whodunit bietet Tod am Rennsteig: Haus der Toten aber nicht mehrere Verdächtige an, unter denen man sich die richtige Person aussuchen kann. Tatsächlich ist die Zahl der Figuren dieses Mal so gering, dass man gar nicht viel überlegen muss, wer es gewesen ist. Das Ausschlussverfahren lässt da nicht viel anderes zu. Nur die Frage nach dem „warum“ bleibt lange offen. Erst auf den letzten Metern wird die Erklärung geliefert, sie kommt quasi aus dem Nichts. Ob das Ganze so glaubwürdig ist, darüber lässt sich auch streiten.
Emotional ist der Film aber durchaus, gerade zum Ende hin darf einem das alles nahegehen. Hinzu kommen das schicke Anwesen und die insgesamt gelungene Atmosphäre. Eine Besonderheit ist auch der Versuch, das Verbrechen zu rekonstruieren, sei es am Tatort oder mittels eines nachgebauten Miniaturhauses. Das sind dann Punkte, die dabei helfen, diesen Krimi etwas von den vielen anderen abzuheben, die Woche für Woche ausgestrahlt werden. Insgesamt reicht es aber nur für Durchschnitt. Tod am Rennsteig: Haus der Toten gibt zwar keinen Anlass für Ärger, wie es beim letzten Mal der Fall gewesen ist. Euphorie ist aber ebenso wenig angesagt, richtig viel Vorfreude auf weitere Teile entsteht da nicht.
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