
Für die beliebte Moderatorin Fela (Meghan Tandy) bricht eine Welt zusammen, als sie erfährt, dass ihr Mann Rodney (Joshua Adeyeye) bei einer Joggingtour von dem unerfahrenen Polizisten Caleb (Jimi Stanton) erschossen wurde, der gerade mit seinem Kollegen Kevin (RonReaco Lee) unterwegs war. Der Fall scheint klar zu sein, der weiße Cop hat aus purem Rassismus heraus getötet. Ein Mord war es, nichts anderes. Das zumindest will Felas beste Freundin Marley (Kat Graham) beweisen, die sich als hartnäckige Anwältin einen Namen gemacht hat. Dabei kann sie nicht nur auf ihren Partner Tony (Tyler Lepley) zählen, der früher selbst bei der Polizei gearbeitet hat und nun als Privatdetektiv tätig ist. Auch das Rechercheteam des Senders, bei dem Fela arbeitet, unterstützt sie. Aber reicht das aus, um gegen das System anzukommen?
Thriller über Rassismus und Polizeigewalt
Lange Zeit war Tyler Perry ein rein US-amerikanisches Phänomen. Während er sich dort eine treue Fanbase aufbauen konnte, nahm man international nur wenig Notiz von ihm – auch weil seine Filme nirgends veröffentlicht wurden. Das hat sich inzwischen geändert: Seitdem der Regisseur, Autor und Produzent bevorzugt mit Streamingdiensten zusammenarbeitet, hat er sich auch bei uns einen Namen gemacht. Dabei hat er sich von den Komödien verabschiedet. Dann und wann versucht er sich an einem Drama wie zuletzt bei The Six Triple Eight über ein Bataillon schwarzer Soldatinnen, die im Zweiten Weltkrieg Post sortiert. Ansonsten ist er aber primär im Thrillergenre unterwegs und hat dabei allein letztes Jahr Mea Culpa, Divorce in the Black und die Serie Beauty in Black herausgebracht. Mit Doppelspiel kommt nun ein weiterer Film heraus, dieses Mal wieder auf Amazon Prime Video.
Bei Tyler Perry’s Doppelspiel zeigt der Filmemacher wieder seine Ambitionen, gesellschaftliche Themen aufzugreifen, wie er es früher vereinzelt schon getan hat. Dieses Mal geht es um Rassismus und Polizeigewalt, also etwas, das gerade das US-Publikum beschäftigt. Daraus hätte man ein Drama machen können, das sich nuanciert mit der Problematik auseinandersetzt. Nur kann Perry das mit Nuancen nicht so, weswegen ein Thriller draus wird. Dabei ist das Genre nicht mal unbedingt das Problem, Queen & Slim ging vor einigen Jahren auch schon mal in die Richtung. Nur wird es hier sehr plakativ, jeder einzelne Satz wird mit einem ganzen Arsenal an Holzhämmern ins Publikum gehauen. Das Ensemble macht dabei eifrig mit, verwechselt Overacting mit Ausdruckskraft und geht auf diese Weise in Windeseile auf die Nerven. Überzeugend ist da praktisch niemand, weshalb das gesellschaftliche Thema bald verpufft. Mit der Realität hat das nicht viel zu tun.
Lächerlich und verlogen
Wobei den Löwenanteil daran natürlich Perry selbst trägt, an dessen Drehbuch man wieder und wieder verzweifeln kann. Da sind regelmäßig Dialoge, bei denen einem die Ohren bluten. Sie sind zudem willkürlich, wenn die Figuren im einen Moment etwas sagen und das im nächsten wieder vergessen haben. Überhaupt, nachvollziehbar ist in Tyler Perry’s Doppelspiel so gut wie nichts. Beispielsweise wird irgendwann die Aufnahme der Body Cam öffentlich gemacht, bei der klar wird, dass Caleb dem verletzten Rodney helfen will. Das interessiert nur irgendwie niemanden. Man hat bei dem Film das Gefühl, dass ein Zufallsgenerator die Szenen ausspuckt, ohne dass sich da jemals etwas organisch entwickelt.
Und dann ist da noch die Wendung. Einen Teil von dieser dürften viele voraussagen, da er recht deutlich angekündigt wird. Aber es wird noch deutlich verwickelter, da Perry einer dieser Menschen ist, die unerwartete Ereignisse prima finden. Das darf man natürlich. Wenn es dabei aber derart lächerlich wird wie hier, ist das vielleicht nicht die beste Idee. Was man aus diesem geballten Blödsinn macht, ist natürlich eine individuelle Entscheidung. Auf eine gewisse Weise macht dieser absurde Seifenoper-Thriller schon Spaß. Es ist zudem imponierend, mit welch unbekümmerter Kaltschnäuzigkeit das hier vorgetragen wird. Aber man darf sich eben auch ärgern, wie Tyler Perry’s Doppelspiel ein so wichtiges Thema letztendlich für billige Effekthascherei missbraucht – da hilft dann auch das verlogene Schlussplädoyer nicht weiter.
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