Warfare
© Leonine

Warfare

Warfare
„Warfare“ // Deutschland-Start: 17. April 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Ramadi, 2006 – Irak. Eine Gruppe Navy SEALs bezieht Stellung in einem strategisch günstig gelegenen Haus, um die Umgebung zu beobachten und einer weiteren Einheit im Zweifelsfall Feuerschutz zu geben. Doch durch verfrühten Feindkontakt muss die Mission abgebrochen werden. Kurz bevor Eric (Will Poulter) und seine Mannschaft sich zurückziehen können, kommt es zu einem koordinierten Angriff irakischer Milizen.

Krieg und noch mehr Krieg

Nach dem letztjährigen Civil War kooperiert Alex Garland erneut mit A24 und inszeniert gemeinsam mit Ray Mendoza einen weiteren Film, in dem der Krieg im Mittelpunkt steht. In Warfare verzichtet er jedoch sowohl auf eine thematische als auch auf eine politische Einordnung. Über die Titelinformationen erfährt der Zuschauer lediglich, dass er ein Bataillon Navy SEALs im Irakkrieg begleitet – genauere Informationen zu den politischen Hintergründen oder zur Mission liefert Garland bewusst nicht. Warfare beschäftigt sich nicht mit äußeren Umständen, sondern visualisiert ausschließlich die harte Realität des Krieges.

Mittendrin statt nur dabei

Abseits dieser inhaltlichen Fokussierung ähneln sich Civil War und Warfare vor allem in der Inszenierung. Garland verzichtet auf Filmmusik, wodurch Schüsse, Explosionen und Erschütterungen mit roher Intensität wirken. Unterstützt durch gut platzierte, bildgewaltige Aufnahmen fühlt sich die Realität des Krieges so nah und greifbar an wie selten zuvor. Besonders im ersten Drittel erzeugt Warfare eine dichte Atmosphäre: Während die Soldaten Stellung beziehen und die Umgebung überblicken, liegt die baldige Eskalation der Lage förmlich in der Luft. Der Zuschauer teilt die Anspannung der Soldaten, ständig in Erwartung des Moments, in dem der Kampf beginnt.

Nach diesem Breakpoint nimmt Warfare zwar deutlich an Fahrt auf, doch Garland bleibt seiner Art der Inszenierung treu. Anders als in gängigen Genrevertretern besteht die Realität des Krieges nur zu einem geringen Teil aus Feuergefechten oder gar heroischen Selbstmordmissionen. Sichern, Stellung halten, auf Befehle warten, Positionen wechseln – das ist der Alltag von Soldaten. Doch wie der zweite Teil des Films schonungslos zeigt, ist diese vergleichsweise ruhige Routine noch die zu bevorzugende Alternative. Trotz der realistischen Darstellung liefert Warfare natürlich auch actionreiche Gefechte, bleibt dabei jedoch konsequent authentisch. Die Kamera bleibt meist direkt auf den Soldaten, sodass weder sie noch die Zuschauer genau wissen, aus welcher Richtung der Feindbeschuss kommt.

Kameraführung und Schnitt sind, wie bereits in Civil War, meisterhaft. Insgesamt spielt das gesamte Ensemble rund um Will Poulter und Kit Connor durchweg solide. Dem Szenario geschuldet, bekommt allerdings niemand die Möglichkeit durch schauspielerische Einzelleistung zu glänzen. Diese Gleichheit und Austauschbarkeit der Soldaten in Warfare ist eine stimmige Metapher für Soldaten, welche in echten Kriegssituationen meist lediglich als Ressource angesehen werden.

Inkonsequenz oder Propaganda?

Mit der letzten Szene untergräbt Warfare jedoch seine eigene Botschaft. Die Handlung basiert auf den Erinnerungen eines Navy-SEAL-Platoons, das 2006 in Ramadi stationiert war. Nach der finalen Szene werden Fotos der Dreharbeiten und der echten Soldaten gezeigt, begleitet von einer Gedenk- und Danksagung an das 6. Navy Platoon. Der Versuch, den Film nachträglich zu einem Heldenepos zu verklären und die amerikanischen Soldaten zu glorifizieren, läuft jedoch ins Leere. Schon vorher vermittelt Warfare kein echtes Heldengefühl: Die Mission der Soldaten: unbekannt. Die Charaktere: unterentwickelt. Ihre Namen: austauschbar. All das steht sinnbildlich für die Sinnlosigkeit vieler Kriege, für die Entbehrlichkeit menschlichen Lebens als Ressource und für ein großes Ziel und das große Ganze, das Warfare nie thematisiert.



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Warfare
fazit
”Warfare” ist vieles: ein intimer, immersiver und roher Einblick in die Realität des Krieges, ein technisch makellos inszenierter Film, der besonders durch Sound, Kamera und Schnitt besticht und seine volle Wirkung nur im Kino entfalten kann. Was "Warfare" jedoch nicht ist, ist ein Kriegsfilm im Stil eines klassischen Heldenepos. Der Versuch einer nachträglichen Glorifizierung der Soldaten läuft ins Leere und bis auf den Abspann erweckt "Warfare" auch vorher nie den Eindruck, eine solche Intention zu verfolgen.
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