
Als auf einer Landstraße eine verwirrte junge Frau aufgegriffen wird, stellt sich heraus, dass es sich dabei um Laura Spindler (Laura Euler-Rolle) handelt, die zwei Jahre zuvor zusammen mit ihrer Freundin Emilia Schreiner spurlos verschwunden ist. Offensichtlich wurde sie in dem Weinkeller des Wiener Antiquitätenhändlers Paul Ritter (Fritz Karl) gefangen gehalten, der allerdings behauptet, nichts davon gewusst zu haben. Staatsanwältin Fida Emam (Melika Foroutan) und Polizist Markus Glösl (Harald Windisch) versuchen gemeinsam herauszufinden, ob dies stimmt und wer hinter der Entführung steckt. Vor allem aber gilt es, jetzt auch Emilia wiederzufinden, von der nach wie vor jede Spur fehlt. Dabei drängt nicht nur wegen der Jugendlichen die Zeit. Die beiden werden zudem kontinuierlich vom Innenministerium unter Druck gesetzt, die den Fall rasch abgeschlossen sehen wollen …
Unerwartet späte Fortsetzung
Eigentlich ist man es ja von Fernsehkrimis gewohnt, dass eine Fortsetzung nicht lange auf sich warten lässt, zumindest im Erfolgsfall. Aber es gibt auch Ausnahmen, wie Wiener Blut: Berggericht. So feierte der Vorgänger Wiener Blut bereits im Sommer 2019 Premiere beim Filmfest München, Ende 2019 lief er im österreichischen Fernsehen, ein Jahr später war Deutschland an der Reihe. Danach kam nichts mehr, weshalb wohl nur noch die wenigsten damit gerechnet haben dürften, dass es überhaupt einen zweiten Teil geben wird. Nun ist er da, ohne viel Vorlauf, auf Filmfesten war der Krimi nicht zu sehen. Dafür lag dieses Mal nur wenig Zeit zwischen der österreichischen und der deutschen Ausstrahlung, nicht einmal einen Monat musste ein hiesiges Publikum warten.
Dennoch, mehr als fünf Jahre ist schon eine lange Zeit, da kann man sich nicht darauf verlassen, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen noch wissen, was damals vorgefallen ist. Das müssen sie aber auch gar nicht, Wiener Blut: Berggericht setzt keine Vorkenntnisse voraus. Tatsächlich ist es fast schon irritierend, wie wenig der zweite Teil den Vorgänger wieder aufgreift. Beispielsweise spielte beim letzten Mal noch das schwierige Verhältnis der Protagonistin zur Tochter, die zum islamischen Glauben gewechselt war, eine größere Rolle. Dieses Mal taucht sie gar nicht auf. Und auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Wurzeln – die Familie der Staatsanwältin stammt aus Ägypten – wird ignoriert. An einer Stelle wird auf den Migrationshintergrund verwiesen, das war es aber auch schon. Vielleicht wollte man in der aktuellen Stimmungslage in Österreich und Deutschland das lieber etwas unter den Teppich kehren.
Zu oft unglaubwürdig
Krimifans kann das egal sein, die wollen nur wissen, ob denn der Fall etwas taugt. Ganz eindeutig ist die Antwort dabei aber nicht. Natürlich will man anfangs schon wissen, was genau hinter der Geschichte steckt. Wer hat die beiden Jugendlichen entführt, und aus welchem Grund? Nur werden kaum Alternativen zu der offensichtlichsten Erklärung geliefert. Ein bisschen versucht wird es schon, sonderlich überzeugend ist das Ergebnis aber nicht. Und das gilt auch für andere Punkte in Wiener Blut: Berggericht. Ohne viel spoilern zu wollen, da wird zum Ende hin plakativ auf schockierend und rätselhaft gemacht, was viel zu umständlich ist. Zumal dabei nicht einmal alle entscheidenden Fragen geklärt werden, der Film interessiert sich schlicht nicht dafür.
Eine schön gemeine Schlusspointe hinterlässt da schon einen größeren Eindruck, auf eine gewisse Weise hat das Crowdpleaser-Qualitäten – wenn es nicht so grausam wäre. Das ändert aber nichts daran, dass Wiener Blut: Berggericht ein insgesamt nur mäßiger Krimi ist, der zu viele Schwächen im Drehbuch mit sich herumschleppt. Da die diversen Auseinandersetzungen mit dem Innenministerium nerven und die Protagonistin dieses Mal arg nichtssagend bleibt, ist der Film noch einmal schwächer als der durchschnittliche erste Teil. Eine weitere Fortsetzung muss unter den Umständen dann wirklich nicht sein.
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