Es gehört bei den meisten Menschen zum Leben dazu, dass man irgendwann einmal die Sexualität entdeckt. Entsprechend groß ist die Anzahl an Filmen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen, der Coming-of-Age-Bereich ist gut bestückt. Meistens handelt es sich dann um Jugendliche, die noch irgendwo zwischen Kind und Erwachsenen sind. Der französische Animationskurzfilm Yuck! setzt einige Jahre vorher an und erzählt von mehreren Kindern, die in einem Sommercamp sind. Dort machen sie das, was Kinder so machen, besuchen beispielsweise Wasserrutschen. Sie haben aber auch eine andere Beschäftigung gefunden: Sie suchen nach Menschen, die sich küssen, und kommentieren das mit großem Ekel. Bei manchen ist dieser wohl echt. Andere täuschen den aber eher aus Gruppenzwang vor. Zu diesen zählt Léo, der selbst neugierig ist, das aber anderen gegenüber nicht zugeben würde.
Das Ergebnis ist ganz süß und amüsant, wenn die Kinder umherstreifen, auf der Jagd nach dem nächsten Kuss, den sie missbilligen können. Gleichzeitig ist der Kurzfilm, der auf zahlreichen Festivals lief und für einen Oscar nominiert war, aber auch einfühlsam. Yuck! gibt sehr schön das Gefühl wieder, als junger Mensch auf einer Entdeckungsreise zu sein, sowohl physisch wie emotional. Regisseur und Drehbuchautor Loïc Espuche braucht dafür auch nicht viele Worte, entscheidende Szenen erzählt er sogar ganz ohne. Gerade zum Ende hin darf es einem da warm ums Herz gehen: Obwohl sich das Werk an ein jüngeres Publikum richtet, können sich auch Erwachsene in dem Geschehen wiederfinden und daran zurückdenken, wie das war, allmählich die eigenen Gefühle zu erkunden. Die Optik ist dabei schlicht gehalten, weder die Hintergründe noch die Figuren sind übermäßig erwähnenswert. Dafür leuchten die Lippen schön, als Zeichen einer inneren Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit – was alles andere als igitt ist.
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