Blood and Sinners
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Blood & Sinners

Blood and Sinners
„Blood & Sinners“ // Deutschland-Start: 17. April 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

In der Jim-Crow-Ära der Vereinigten Staaten kehren die beiden berüchtigten Zwillinge Smoke und Stack (Michael B. Jordan) in ihre Heimatstadt zurück, um einen Nachtclub zu eröffnen. Mit einem Truck voller Waffen, irischem Bier und italienischem Wein aus Chicago wollen sie das Gangsterleben hinter sich lassen und die Früchte ihrer Arbeit in ihre neue Bar investieren. Zu diesem Zweck rekrutieren sie entfernte Verwandte und alte Freunde – unter anderem ihren Cousin Sammy „Preacherboy“ (Miles Caton). Gegen den Willen seines Vaters nimmt Sammy die Einladung seiner Cousins an, um seiner Leidenschaft als Blues-Musiker nachzugehen. Was als fulminante Einweihungsfeier geplant war, nimmt jedoch eine unvorhergesehene Wendung, als ein seltsames Trio auftaucht und Einlass begehrt.

Vorbei mit Franchise-Kino

Vor Blood & Sinners war Nächster Halt: Fruitvale Station aus dem Jahr 2013 Ryan Cooglers letztes Projekt abseits großer Franchises. Seither war er hauptverantwortlich für Creed – Rocky’s Legacy sowie für Marvels Black Panther und dessen Fortsetzung Wakanda Forever. Trotz des großen Erfolgs aller drei Filme blieb der Eindruck, dass Coogler durch die Beschränkungen des Franchise- und Blockbusterkinos sein volles Potenzial noch nicht ausschöpfen konnte. Bei Blood & Sinners führte er nicht nur Regie, sondern schrieb auch das Drehbuch und hatte somit die komplette kreative Kontrolle.

Genre-Grenzgänger mit Biss

Ryan Cooglers neuester Film vereint eine ganze Reihe von Genres. Zeitlich spielt Blood & Sinners im Amerika der 1930er-Jahre, Sklaverei ist zwar offiziell abgeschafft, doch Rassismus steht an der Tagesordnung. Die Smoke-Stack-Zwillinge als ambivalente Helden funktionieren wie bei einem klassischen Western. Während der ersten Hälfte des Films könnte man jedoch fast vergessen, dass Blood & Sinners nicht nur Neo-Western oder Blaxploitation-Thriller ist, sondern zugleich Vampir- und Horrorfilm. Coogler erinnert seine Zuschauer durch clevere, wirkungsvolle Jumpscares, ohne dieses Stilmittel zu übertreiben.

Blues, Blut und brillante Inszenierung

Bei einer Laufzeit von über zwei Stunden nimmt sich Coogler sehr viel Zeit, seine Charaktere vorzustellen und ein Gefühl von Zusammenhalt zu etablieren – nur um dieses in der zweiten Hälfte Stück für Stück zu dekonstruieren. Blood & Sinners findet über seine gesamte Länge eine bemerkenswerte Balance zwischen politischen Themen, fast philosophischen Fragen über Freiheitsdrang, die Last der Vergangenheit oder familiäre Verstrickungen und einer blutigen, aber auch unterhaltsamen Eskalation, sobald der Film an Fahrt und Action aufnimmt.

Neben Cooglers detaillierter Charakterzeichnung ist es vor allem das Spiel des gesamten Ensembles, durch das Zuschauer kaum umhinkommen, eine emotionale Bindung zu den Figuren aufzubauen. Nach Creed und Black Panther setzt Coogler erneut auf Michael B. Jordan, der in seiner Doppelrolle als die beiden Smoke-Stack-Zwillinge voll aufgeht. Äußerlich nur durch eine rote oder blaue Krawatte zu unterscheiden, verleiht er beiden Zwillingen trotz aller Ähnlichkeit ganz eigene, nuancierte Charakterzüge. Neben ihm glänzt vor allem Miles Caton in der Rolle des jungen Cousins Sammy, doch insgesamt spielt der ganze Cast hier exzellent.

Auch technisch ist Blood & Sinners herausragend inszeniert. In den langen Actionsequenzen der zweiten Hälfte überzeugt der Film durch ausgedehnte Kamerafahrten, die lediglich durch clever gesetzte Schnitte unterbrochen werden. Diese leiten entweder einen Jumpscare oder einen fließenden Szenenwechsel ein. Der Soundtrack von Ludwig Göransson vermischt im Laufe des Films Elemente des klassischen Blues mit moderner Musik. Damit leitet er perfekt durch den Film und vermittelt beispielsweise beim Auftreten der Vampire ein Gefühl des Unbehagens und einer Unwirklichkeit, welche diese Figuren ideal einrahmt.



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Blood & Sinners
fazit
Mit „Blood & Sinners“ bricht Ryan Coogler nicht nur aus dem Gefängnis des Franchise-Kinos aus, sondern liefert einen ambitionierten Genre-Mix, ohne sich dabei zu verlieren. Im Rahmen seiner extravaganten Exposition stellt Coogler klassische Fragen des Black Cinema und krönt seinen Film in der zweiten Hälfte mit brachialer, roher und exzellent inszenierter Action.
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