Im neuesten Film des italienischen Meisterregisseurs Paolo Sorrentino spielt Celeste Dalla Porta die titelgebende Figur Parthenope. Gleichzeitig gab sie mit diesem Film ihr Debüt und hatte direkt die Möglichkeit, ihn zusammen mit Sorrentino bei den Filmfestspielen in Cannes der Weltöffentlichkeit zu präsentieren. Kurz vor dem deutschen Kinostart am 10. April 2025 nahm sich Celeste die Zeit, um uns die Welt von Parthenope etwas näherzubringen und ihre ganz persönlichen Erfahrungen über ihren ersten Filmdreh mit uns zu teilen.
Wie war deine erste Begegnung mit Regisseur Paolo Sorrentino, und warst du vorher bereits mit seinen anderen Filmen vertraut?
Unsere erste Begegnung war sehr angenehm für mich, aber natürlich war ich dabei auch sehr aufgeregt. Er wollte mich für ein Casting kennenlernen, und deshalb hat es die Situation bereits mitgebracht, dass man aufgeregt ist. Ich muss aber sagen, dass das ganze Gespräch wirklich sehr informell und sehr locker war. Aber natürlich ist man trotzdem aufgeregt. Aber ja, ich kannte seine Filme alle vorher, und er ist einer meiner Lieblingsregisseure.
War die Arbeit mit ihm dann auch deine Hauptmotivation, für die Rolle vorzusprechen, oder konntest du das Drehbuch vorher lesen, und hat dich die Rolle selbst inspiriert?
Ich habe ja vorher noch nie einen Film gedreht, und wenn sich dann die Situation ergibt, dass jemand sagt, es gäbe die Möglichkeit, mit Paolo Sorrentino einen Film zu machen und zu einem Casting zu kommen, dann macht man das natürlich einfach.
Paolo Sorrentino selbst beschreibt Parthenope als eine Heilige. Im Film wird sie von ihrer Umwelt bewundert oder sogar vergöttert. Wie bereitet man sich auf so eine Rolle vor?
Vorbereitet habe ich mich in gewisser Weise auch durch die vielen Castings. Der Auswahlprozess bestand aus so vielen verschiedenen Stufen. Diese Castings und Proben haben auch mit Paolo Sorrentino stattgefunden, und dabei hat er sich sehr viel Zeit für mich genommen. Zusätzlich hat er ja auch dieses wunderschöne Drehbuch geschrieben und konnte mich dadurch bereits sehr gut in die Welt von Parthenope einfühlen.
Wie konkret waren Sorrentinos Vorstellungen bezüglich seiner Hauptfigur? Beziehungsweise, wie viel kreativen Freiraum hattest du selbst, um deine eigene Vision für Parthenope einfließen zu lassen?
Also, er war sich sehr sicher und hatte genaue Vorstellungen davon, was er wollte. Andererseits hatte ich aber schon die Möglichkeit, mich frei zu entfalten, und konnte ihm immer sagen, was ich davon halte. Ich habe in ihm auch einen großen Zuhörer gefunden. Also zusammenfassend: Er wusste genau, was er wollte, hat aber gleichzeitig trotzdem meine kreativen Ansätze aufgenommen. Und jemand seines Kalibers schafft es dann auch, diese einzubauen.
Du hast ja bereits erwähnt, dass Parthenope dein Langfilmdebüt war. Wo lag für dich die größte Herausforderung, als du diesen Film gemacht hast?
Eigentlich war der ganze Prozess eine ständige Herausforderung. Das hat angefangen bei den Castings und bei unseren Proben, aber dann eben auch bei den Dreharbeiten an sich. Aber das Schöne und das Glück, das ich hatte war, dass es jeden Tag diese Herausforderung gab. Jede Szene war eine Herausforderung, und dass ich das so empfunden habe, liegt daran, dass ich insgesamt eine große Verantwortung empfunden habe. Ich wusste, dass es sich um einen wichtigen Film von einem großen Regisseur handelt und dass wir eine große Geschichte über eine sehr komplexe Persönlichkeit erzählen. Ich habe auf jeden Fall immer einen Leistungsdruck empfunden.
Wie war es dann, nachdem der Film abgedreht war und ihr ihn bei den Filmfestspielen in Cannes präsentieren konntet? Wie viel Druck fällt dann von einem ab, aber wie nervös ist man gleichzeitig wegen der Reaktionen des Publikums und der Journalisten?
Der Druck ist immer noch da. Aber nach Cannes war ich schon auch erleichtert, weil ich gespürt habe, wie der Film aufgenommen wurde. Aber trotzdem ist dieser Druck noch nicht komplett weggegangen.
Hattest du den Film vor Cannes schon mal in seiner Gesamtheit gesehen, oder war die Premiere dann auch für dich das erste Mal?
Nein, ich habe ihn vorher bereits gesehen, allerdings nur ein einziges Mal.
Mit der Rolle der Parthenope hattest du ja die Möglichkeit, mit Gary Oldman zu drehen – und einem inzwischen Schauspielveteranen die Show zu stehlen. Wie war die Zusammenarbeit mit Gary?
Die Zusammenarbeit mit ihm war sehr schön. Ich bin im Rahmen dieses Films so vielen Meistern begegnet und nicht nur Meistern des Films und des Schauspiels, sondern auch Meistern des Lebens. Mit Gary Oldman war das genauso. Er ist für mich nicht nur ein großer Schauspieler, sondern insgesamt ein großes Idol. Er ist wirklich ein feiner, wunderbarer Mensch, und ich habe mich in seiner Gesellschaft super wohl gefühlt. Die ganze Erfahrung war einfach toll. Vorher war ich aber angesichts dieses großen Namens sehr angespannt. Das kam mir auch alles so unwirklich und absurd vor, dass ich zusammen mit ihm drehen werde.
Was konntest du von diesen – wie du sagst – „Meistern des Films und des Lebens“ lernen, und was nimmst du vielleicht auch für zukünftige Rollen mit?
Ich habe bei diesem Film so viel gelernt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Andererseits habe ich danach noch keinen weiteren Film gedreht, also bin ich nicht sicher, was ich dann in künftigen Projekten umsetzen und verwenden kann. Aber Paolo Sorrentino war für mich ein Mensch, dessen Ratschläge ich für immer bei mir tragen werde. Er hat mich wirklich geprägt. Darüber hinaus natürlich auch, dass ich die anderen Schauspieler beobachten konnte und dabei von ihnen lernen konnte.
Ein Beispiel von den Dreharbeiten, das mir wirklich in Erinnerung geblieben ist und mich zum Nachdenken gebracht hat, weil so etwas gar nicht so selbstverständlich ist, wie man vielleicht denken könnte: Sorrentino hat uns gesagt, dass Parthenope in diesem Haus zur Welt kommt und aufwachsen wird. Dann sollten ich und auch die anderen Schauspieler einfach in diesem Haus herumlaufen, es entdecken, erforschen und dabei diesen ganzen Prozess des Geborenwerdens und des Aufwachsens erleben und verinnerlichen. Er sagte, man würde sehen, wenn sich ein Schauspieler nicht zu Hause fühlt – und deswegen sollten wir alles verinnerlichen und beispielsweise nach Bildern suchen. Das ist so einer der sehr praktischen Ratschläge, der mir geblieben ist.
Während des Films sieht sich Parthenope buchstäblich dem „Male Gaze“ ausgesetzt, der bei vielen Filmen auch kritisiert wird. Würdest du sagen, dass der Film Parthenope den Male Gaze reproduziert oder durch die Emanzipation ihrer Figur eher eine kritische Position einnimmt?
Das ist eine Frage, die Paolo Sorrentino besser beantworten könnte. Aber der Male Gaze in Filmen existiert. Parthenope als Film urteilt ja gar nicht. Auch die Figur Parthenope urteilt nicht. Aber insgesamt kann man schon sagen, dass es diesen Male Gaze in der italienischen Gesellschaft oder insgesamt in unserer Gesellschaft sehr stark gibt. Aber dann ist es eben auch einfach so, dass das Kino diese Realität darstellt und erzählt.
War es trotzdem ein versicherndes Gefühl, dass mit Daria D’Antonio eine Frau hinter der Kamera stand?
Auf jeden Fall. Ich finde es wunderbar, dass diese Geschichte über eine Frau, diese Darstellung in allen Facetten, sich durch den Blick einer anderen Frau vollzieht.
Gibt es innerhalb dieser Geschichte eine einzelne Szene, eine einzelne Situation, die dir am meisten in Erinnerung geblieben ist?
Ja. Ich würde sagen, das war die Szene, in der Professor Marotta Parthenope seinen Sohn vorstellt. Das war ja ein Moment, auf den sie lange gewartet hat, und damit auch wirklich ein Moment, in dem sich zwei Seelen begegnet sind und ein Vertrauenspakt geschlossen wurde, bei dem für beide Seiten klar war, dass man sich nicht gegenseitig bewertet. In dem Moment hatte Parthenope das Gefühl, völlig frei zu sein und gegenüber dem Professor so sein zu können, wie sie wirklich ist. Denn er hatte ihr ja auch sein ganzes Leben und seine Geschichte offengelegt. Das war für mich persönlich sehr bewegend.
Das war auch für mich die Szene, die mir am meisten in Erinnerung geblieben ist. Unsere Zeit nähert sich dem Ende. Was wünschst du dir, dass die Zuschauer aus Parthenope mitnehmen, und gibt es zukünftige Projekte, die du schon mal anteasern kannst?
Ich weiß nicht, welche Botschaft der Film aussenden sollte. Ich denke, er sendet an jeden die Botschaft, die er empfangen möchte und die dann dementsprechend interpretiert werden kann. Sonst bin ich zurzeit noch voll eingespannt mit der Kampagne zu Parthenope. Darüber hinaus gibt es noch kein neues Projekt, das zu 100 % sicher ist, dementsprechend kann ich da noch nicht drüber reden.
Vielen Dank für das Interview!
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