
Seitdem Light Yagami das Death Note gefunden hat, ein Notizbuch, mit dem er andere gezielt töten kann, hat er unzählige Verbrecher getötet, in der Überzeugung, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Andere teilen diese Ansicht aber nicht. Während Light gemeinsam mit dem Totengott Ryuk an immer ausgefeilteren Methoden arbeitet, um sein Ziel zu erreichen, hat die Polizei die Jagd auf ihn eröffnet. Dabei ist sie ihm näher, als sie denkt, schließlich ist Lights Vater Soichiro selbst bei der Polizei und mit eben diesem Fall vertraut, was dem Jugendlichen regelmäßig zu einem Wissensvorsprung verhilft. Dabei tut dieser alles dafür, um seine Verfolger abzuschütteln, und schreckt auch nicht davor zurück, FBI-Agenten und andere Unschuldige zu ermorden, wenn sie ihm gefährlich werden können …
Katz-und-Maus-Spiel
So mancher wird sich in Momenten des Ärgers schon einmal gewünscht haben, unliebsame Leute loszuwerden und Despoten umzubringen. Was aber, wenn man diese Möglichkeit wirklich hätte? Bei Death Note ist dieser Gedanke Wirklichkeit geworden. Zwar sind diese Morde mit diversen Einschränkungen verbunden, ganz so einfach ist das also nicht. Aber einfach genug, um daraus einiges zu machen. Band 1 handelte davon, wie der Protagonist an dieses Buch gekommen ist und sich daran versucht, das Ganze sinnvoll zu nutzen. Teilweise war das mit Humor verbunden, einfach, weil das Szenario so grotesk ist. Aber auch Fragen der Moral tauchten darin auf, wenn es darum geht, wie ein solches Verhalten zu beurteilen ist. Das ist insbesondere in einem Land, das ohnehin die Todesstrafe hat, noch einmal etwas andere.
Im zweiten Band kommt es zu einer Fokusverschiebung. Zwar wurde der Protagonist auch beim Auftakt schon von der Polizei gesucht. Der Aspekt kam aber relativ kurz, weil zunächst aus nachvollziehbaren Gründen erst einmal Verwirrung herrscht, was da genau geschieht und wie diese ganzen Verbrecher sterben konnte. Das ist man inzwischen doch deutlich weiter, Death Note erzählt bei der Fortsetzung von der Spezialeinheit, die den unbekannten Kira (Killer) sucht. Diese weiß mittlerweile von der Gefahr, in der sie selbst schwebt, weshalb sie nach Möglichkeiten sucht, die Ermittlungen fortzuführen, ohne jemals von Kira direkt erkannt zu werden. Hinzu kommt Naomi Misora, die Verlobte eines FBI-Agenten, die sich aus persönlichen Gründen auf die Jagd begibt. Dadurch kommt es zu einer Art Katz-und-Maus-Spiel, bei dem sich die jeweiligen Seiten gegenseitig belauern, dabei besonders vorsichtig sein müssen.
Weniger ambivalent, dafür spannend
Auffällig ist dabei die Wandlung des Protagonisten. Während man beim ersten Band noch ausgiebig darüber diskutieren konnte, ob er jetzt gut oder böse ist, wird das beim zweiten deutlicher. Wer auf perfide Weise Menschen tötet, die für die Einhaltung von Gesetzen kämpfen, der kann sich nicht mehr mit guten Absichten herausreden. Der Verlust dieser Ambivalenz ist etwas schade, Death Note hat da ein bisschen schnell mit dieser Nachdenklichkeit gebrochen. Light wird dadurch auch zu einer etwas weniger interessanten Figur. Allgemein darf man bei den Charakteren nicht so wahnsinnig viel erwarten, auf keiner Seite. Autor Tsugumi Ōba hält sich nicht mit nennenswerten Persönlichkeiten auf, die Menschen sind nur ein Mittel zum Zweck.
Was dem Manga an der Stelle an Tiefgang mangelt, das macht er anderweitig durch den Spannungsfaktor wieder wett. Das ungleiche Duell zwischen übernatürlichem Killer und Polizeiapparat ist so unvorhersehbar, dass man allein aus Neugierde schon dranbleibt, wie es denn weitergeht. Visuell überzeugt Death Note auch. Zwar gibt es hier ein Übergewicht von Panels, die aus Gesichtern und Sprechblasen bestehen, was nicht sehr abwechslungsreich ist. Wenn sich der Blick aber doch mal weitet, warten stimmige Hintergründe und der eine oder andere gelungene optische Einfall, dazu gibt es die erneut gefälligen Designs. Der zweite Band macht dadurch wie schon der erste Lust auf mehr.
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