
Gerade noch hatte Werftbesitzer Bogdan Mazur (Andreas Leupold) zusammen mit seinen Angestellten gefeiert und dabei dem Mythos des seit dem Mittelalter verschwundenen Stamms der Galinder gehuldigt. Doch am nächsten Tag ist die Feierlaune schlagartig vorbei, als die Leiche des Werftarbeiters Tomasz Wolski (Tomasz Bednarek) gefunden wird. Kommissarin Zofia Kowalska (Karolina Lodyga) geht von einem Unfall aus, Kriminaltechnikerin Viktoria Wex (Claudia Eisinger) hingegen vermutet, dass ein Verbrechen begangen wurde. Schließlich hatte auch dessen Frau, die Kajaksportlerin Jagoda (Julika Jenkins), vor einigen Monaten selbst einen Unfall gehabt, der sie fast das Leben gekostet hat und seit dem sie im Rollstuhl sitzt. Das wären schon ziemliche Zufälle. Gemeinsam mit Dorfpolizist Leon Pawlak (Sebastian Hülk) geht sie der Sache nach und sucht nach einer Erklärung …
Folkloristischer Einschub
Und weiter geht es mit Der Masuren-Krimi. Zwar sind die Zuschauerzahlen nicht mehr auf dem Niveau wie 2021, als die Reihe an den Start ging. Für sich genommen sind die Ergebnisse aber immer noch gut, die ARD-Krimireihe hat eine beachtlich feste Fangemeinde etwas oberhalb der 5-Millionenmarke. Und so werden jedes Jahr zwei neue Teile ausgestrahlt. Vergangene Woche gab es mit Liebestod den ersten der beiden der aktuellen Staffel, dabei ging es um eine Jugendliche, die ermordet und rituell aufgebahrt wurde. Mit Mord in Galindien wird gleich der nächste Film hinterher geschoben, es ist der achte Teil der Reihe. Und wieder wird zu Beginn der Geschichte mit dem Motiv eines Rituals gespielt. Genauer nimmt der Film Bezug auf den Stamm der Galinder, ein westbaltischer Stamm, der im Südwesten des ehemaligen Ostpreußens bzw. im Nordosten des heutigen Polens lebte.
Solche folkloristischen Elemente findet man immer wieder in deutschen Krimis, zumindest solchen, die in ländlichen Gebieten spielen. Allerdings findet man selten einen Weg, diese Elemente wirklich mit dem aktuellen Fall zu verbinden. Bei Der Masuren-Krimi: Mord in Galindien ist das nicht anders, was schade ist. Man hätte die entsprechenden Szenen aus dem Film streichen können, ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte. Gleiches gilt übrigens auch für die Beziehungsprobleme zwischen der Kriminaltechnikerin und dem Polizisten. Eigentlich hätte man meinen sollen, dass nach dem Ausscheiden des wiederaufgetauchten Manns von Vex die Sache mal ausgestanden ist. Aber nein, es wird weitergemacht. Das ist nicht nur unnötig, sondern auch nervig, mit geradezu grotesken Dialogen, die man wirklich nur in Drehbüchern findet. Als Komödie hätte das vielleicht funktioniert, in der vorliegen Form hingegen nicht.
Nicht sehr spannend
Ansonsten hält sich der Anlass für Ärger in Grenzen. Anlass für Unterhaltung ist leider ebenso rar. So gelingt es bei der Reihe einfach nicht, auch mal Spannung zu erzeugen, die Ausflüge nach Polen sind immer dezent einschläfernd. Ermittelt wird natürlich schon. Es ist auch nicht so, dass ein Krimi zwangsläufig irgendwelche brenzligen Situationen bräuchte, um ein Publikum zu fesseln. Vertrackte Rätsel erfüllen den Zeck ebenso gut. Nur hat Der Masuren-Krimi: Mord in Galindien in der Hinsicht nicht genug zu bieten. Man muss schon ein wenig kämpfen, um hier wirklich bis zum Schluss dranzubleiben und nicht vorzeitig das Interesse zu verlieren, zumal die Figuren erneut wenig Anlass zum Mitfiebern geben. Und das ist schlecht bei einem Krimi, dem das offensichtlich wichtig ist.
Was bleibt sind die gewohnt atmosphärischen Aufnahmen, in Verbindung mit den besagten folkloristischen Elementen. Es ist also nicht so, dass man hier gar nichts zum Anschauen bekommt. Fans wird das wohl auch reichen, da die vorangegangenen Filme ähnlich waren, weshalb der Sender wenig Anlass sieht, etwas an der Formel zu ändern. Wem die vorangegangenen Teile aber zu langweilig waren, wird mit Der Masuren-Krimi: Mord in Galindien kaum bekehrt werden. Wie so oft ist der Donnerstagabend im Ersten allenfalls zum Totschlagen der Zeit geeignet. Und selbst dann sollte es bessere Alternativen geben.
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