Espion, lève-toi Der Maulwurf TV Fernsehen arte Streamen online Mediathek DVD kaufen
© Pidax Film

Der Maulwurf

Espion, lève-toi Der Maulwurf TV Fernsehen arte Streamen online Mediathek DVD kaufen
„Der Maulwurf“ // Deutschland-Start: 3. Juni 1983 (Kino) // 22. Oktober 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Der französische Finanzexperte Sébastien Grenier (Lino Ventura) führt gemeinsam mit der deutschen Literaturdozentin Anna Gretz (Krystyna Janda) ein ruhiges zufriedenes Leben in Zürich. Doch als er erfährt, dass ein Mann in einer Straßenbahn erschossen wurde, am helllichten Tag auch noch, beunruhigt ihn das. Denn was niemand aus seinem Umfeld ahnt, nicht einmal Anna: Grenier arbeitete früher als Geheimagent der französischen Regierung, bevor er untertauchte und ein neues Leben begann. Für ihn war die Angelegenheit abgeschlossen, bis er von Jean-Paul Chance (Michel Piccoli) angesprochen wird, der selbst für die Regierung arbeitet und die Dienste des früheren Agenten in Anspruch nehmen will. Doch Grenier zögert, selbst als er von Morden erfährt. Zumal er sich nicht sicher ist, ob er Chance wirklich trauen kann …

Ruhiger Agententhriller

Im Thrillergenre gibt es sie nicht zu knapp: Filme über Menschen, die eine gefährliche Vergangenheit haben, die sie eigentlich hinter sich lassen wollten, bis äußere Umstände sie wieder zum Agieren zwingen. Aktuell kämpft in A Working Man ein früherer Soldat, der inzwischen als Bauarbeiter tätig ist, gegen Menschenhändler. Bei John Wick ist es ein früherer Auftragskiller, der nach einem Überfall loszieht und Rache schwört. Ein älteres Beispiel für eine solche Wiedererweckung ist Der Maulwurf aus dem Jahr 1982. Wobei der Film trotz eines vergleichbaren Szenarios in eine ganz andere Richtung geht und eher weniger für ein Publikum geeignet ist, das mit den obigen Werken seinen Spaß hatte.

Ein großer Unterschied: Es gibt nur wenige Actionszenen. Wer bei einem Agententhriller an James Bond oder Ethan Hunt denkt, wird bei diesem doch recht ruhigen Genrevertreter enttäuscht sein. Grenier ist nicht der Mann für Verfolgungsjagden oder große Schusswechsel. Dafür ist er nicht der Typ. Ob er es früher war, wird nicht klar, die Adaption eines Romans von George Markstein verrät nicht wirklich viel von früher. Hier gibt es keine Erinnerungsstunden oder Flashbacks, die das Publikum auf eine Zeitreise mitnehmen würden. Der Maulwurf ist lediglich mit der Gegenwart beschäftigt. Das reicht prinzipiell auch, zu erzählen hat der französische Film genug – selbst wenn man sich bis zum Schluss nicht ganz sicher ist, was das genau sein soll.

Spannend und rätselhaft

Tatsächlich hat Regisseur und Co-Autor Yves Boisset (Ein Bulle sieht rot) mit seinem Werk ein einziges großes Rätsel geschaffen. So ist anfangs offen, warum denn der Mann in der Bahn erschossen wurde und aus welchem Grund. Später wird in Frage gestellt, ob Chance wirklich der ist, für den er sich ausgibt. Und auch bei anderen Figuren darf spekuliert werden, was es genau mit ihnen auf sich hat. Tatsächlich muss sogar spekuliert werden, da Der Maulwurf bei den Antworten etwas knausert. Selbst als der Abspann über den Bildschirm läuft, ist da vieles nicht zu Ende erzählt. Das wird manche Zuschauer und Zuschauerinnen frustrieren, zumindest aber verwirren. Der Film zeigt, wie sich jemand in einer gefährlichen Parallelwelt verliert, in der man praktisch niemandem mehr trauen kann, die Unterscheidung zwischen Freund und Feind unmöglich geworden ist.

Das ist auf seine Weise schon spannend, weil man hier kaum vorhersagen kann, was passieren wird und wer sich wo in den Schatten bewegt. Tatsächlich geschieht hier im Laufe der rund anderthalb Stunden einiges, was man in einem „normalen“ Agententhriller kaum zu sehen bekommt. Es dürfte aber auch nicht wenige geben, denen das hier zu ereignisarm und unbefriedigend sein wird, eben weil das nie so richtig konkret wird. Atmosphärisch ist Der Maulwurf aber geglückt. Außerdem hat der Film sehenswerte Settings, wurde in Zürich und in München gespielt. Dadurch gibt es genügend Gründe, warum es sich rentiert, hier einmal vorbeizuschauen. Man muss sich jedoch darauf einlassen können auf einen Film, der die Ungewissheit und die fehlende Sicherheit in den Mittelpunkt rückt, weniger den Kampf gegen das Böse, von dem man bis zum Schluss nicht sagen kann, woraus es eigentlich besteht.



(Anzeige)

Der Maulwurf
fazit
„Der Maulwurf“ folgt einem ehemaligen Agenten, der nach einem Mordanschlag von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Die Romanadaption verzichtet dabei überwiegend auf Actionszenen. Vor allem verzichtet sie auf klare Antworten, wenn man hier anderthalb Stunden durch eine ungewisse Welt stolpert und am Ende doch nicht sicher ist, was eigentlich Sache war.
Leserwertung4 Bewertungen
7
7
von 10