
Bereits 1929 zieht Dr. Friedrich Ritter (Jude Law) mit seiner Frau Dora Strauch (Vanessa Kirby) auf die Galapagos-Inseln. In ihrem selbst auferlegten Exil plant Ritter, sein Manifest zu schreiben, während Dora versucht, ihre Multiple-Sklerose-Erkrankung durch Meditation zu heilen. Ihre Einsamkeit ist jedoch nur von kurzer Dauer. Inspiriert durch Zeitungsberichte über den Doktor und seine Frau beschließen auch Heinz (Daniel Brühl) und Margaret Wittmer (Sydney Sweeney), mit ihrem Sohn auszuwandern und ihr Glück auf der Insel zu suchen. Letztere erweisen sich als fähige Farmer und Jäger, und trotz anfänglicher Skepsis entwickelt sich das nachbarschaftliche Verhältnis zunächst positiv. Diese fragile Harmonie wird jedoch auf die Probe gestellt, als die reiche Baronin Eloise Bosquet de Wagner Wehrhorn (Ana de Armas) mit ihrem Gefolge ebenfalls auf der Insel ankommt. Mit dem Plan, ein Luxushotel zu errichten, schreckt sie weder vor Lügen noch vor Diebstahl zurück, um ihren exzentrischen Lebensstil zu erhalten.
Ein Paradies für jedermann?
Himmel, Nirvana, Paradies, Eden – die Ritters, die Wittmers, die Baronin und ihr Gefolge, sie alle haben alle Galapagos als ihre persönliche Utopie gewählt, als den Ort, der ihre ganz unterschiedlichen Wünsche wahr werden lassen und ihre Hoffnungen erfüllen soll. Ron Howard inszeniert mit Eden ein abenteuerliches Kammerspiel auf einer einsamen Insel. Dafür könnte Galapagos als Schauplatz kaum passender sein. Bereits Charles Darwin beobachtete hier die heimische Fauna und formulierte seine Evolutionstheorie. Ob in diesem illustren Ensemble, bestehend aus Jude Law, Vanessa Kirby, Daniel Brühl, Sydney Sweeney und Ana de Armas, am Ende ebenfalls der Stärkste überlebt, oder ob die Menschen ihren animalischen Instinkten entwachsen können, soll sich zeigen. Die moralischen Fragen, die Ron Howard in seiner Version eines Survival-Thrillers aufwirft, sind nicht neu, aber aktueller denn je. Wie weit sind Menschen bereit zu gehen für Sicherheit, Nahrung, Kontrolle, Macht? Klassische Aspekte des Gefangenen-Dilemmas über Kooperation und Betrug werden thematisiert, ohne jedoch den Film in Gänze einzunehmen.
Jude Laws Dr. Ritter zitiert Nietzsche während eines kreativen Ausbruchs: Demokratie, Faschismus, Krieg – ein laut ihm natürlicher Lauf der Dinge. Ebenso plakativ wie dieser Dialog sind die dunklen Gewitterwolken, die sich kurz nach der Ankunft der Baronin über Galapagos zusammenbrauen. Doch auch wenn das Foreshadowing manchmal plump ist, schmälert es kaum die Wirkung von Eden. Die Richtung der Handlung ist vorhersehbar, doch was den Film spannend macht, ist die Dynamik zwischen den Figuren – ihr Kampf mit der eigenen Moral und der Umgang miteinander.
Ein schillernder Cast
Das hochkarätige Ensemble brilliert durchweg. Für sich genommen sind die Charaktere eher oberflächlich gezeichnet, doch die Interaktion untereinander gleicht das aus. Während Jude Law und Daniel Brühl gewohnt souverän spielen, stehlen die Schauspielerinnen die Show. Sydney Sweeney als brave deutsche Hausfrau bleibt sowohl schauspielerisch als auch charakterlich am unauffälligsten und funktioniert, ähnlich wie zuletzt in Immaculate, am besten, wenn ihre Figur leiden muss. Vanessa Kirbys Dora Strauch Ritter bekommt mehr Aufmerksamkeit des Drehbuchs und spielt den emotionalen Wandel ihrer Figur hervorragend. Weite Teile des Films gehören jedoch Ana de Armas als herrlich überzeichnete Baronin Eloise Bosquet de Wagner Wehrhorn. Ihr Overacting passt perfekt zu ihrer Figur, und man merkt ihr die Spielfreude in jeder Szene an. Ein gewohnt exzellenter Soundtrack von Hans Zimmer rundet Eden dann vollumfänglich ab.
(Anzeige)