In The Assessment (Kinostart: 3. April 2025) spielt Elizabeth Olsen die Rolle der Mia – eine Frau, die gemeinsam mit ihrem Partner Aaryan (Himesh Patel) in einer dystopischen Zukunft einem strengen Test unterzogen wird, um ihre Eignung für die Elternschaft nachzuweisen. Die Prüfungen entblößen nicht nur ihre Beziehung, sondern werfen auch Fragen über persönliche Freiheiten, gesellschaftliche Kontrolle und die Herausforderungen moderner Beziehungen auf. Im Interview spricht Elizabeth Olsen über die intensive emotionale Vorbereitung auf ihre Rolle, die visuelle Vision der Regisseurin Fleur Fortuné und die ethischen Fragen, die der Film aufwirft.
The Assessment präsentiert eine erschreckende dystopische Vision einer Zukunft, in der Menschen ihre Eignung für die Elternschaft unter Beweis stellen müssen. Was hat dich am Drehbuch und an der Figur der Mia am meisten fasziniert?
Am meisten beeindruckt hat mich an dem Drehbuch, dass es diese futuristische Welt mit eigenen, klar definierten Regeln zeigt – Regeln, die sich von unserer jetzigen Realität unterscheiden. Und doch sind diese Regeln, trotz ihrer Komplexität, durch die sehr menschliche Erfahrung von nur drei Charakteren leicht verständlich. Manchmal wirkt das Ganze fast absurd und spielerisch, aber gleichzeitig besitzt die Geschichte eine starke emotionale Tiefe. Die Botschaft ist nicht übermäßig belehrend, aber sie vermittelt eine klare Perspektive. Sie reflektiert persönliche Freiheiten und Rechte, die wir vielleicht als selbstverständlich ansehen.
Ich liebe Filme, die ihre eigenen Regeln etablieren. Und ich finde Beziehungen spannend, die ihre eigenen Dynamiken haben – fast wie ein Spiel. Dieser Aspekt hat mich sowohl als Schauspielerin als auch als Zuschauerin sehr gereizt. Bei Mia lag die Herausforderung weniger darin, die Figur zu verstehen, sondern vielmehr darin, mich selbst als Schauspielerin weiter zu pushen. Ich hatte das Gefühl, dass diese Geschichte verlangte, über vermeintliche Grenzen hinauszugehen – bis hin zu einem Zustand emotionalen Chaos. Da ich von Natur aus ein eher kontrollierter Mensch bin, war es für mich eine bewusste Suche, durch Mia diese Freiheit und dieses Chaos zu erleben.
Die Beziehung zwischen Mia und Aaryan, deinem Filmpartner, ist sozusagen das Herzstück des Films – eine Beziehung, die extrem unter Druck steht. Wie haben du und Himesh Patel die Dynamik zwischen Ihren Charakteren entwickelt, um den schleichenden Verlust von Vertrauen und Intimität authentisch darzustellen?
Aus dem Drehbuch wussten wir, dass Mia und Aaryan bestimmte Geheimnisse voreinander hatten und tiefere Gespräche eher vermieden. Trotzdem führten sie eine gesunde Beziehung. Ihre stärkste Verbindung entstand über ihre gemeinsame Leidenschaft für ihre Arbeit und den tiefen Respekt, den sie füreinander empfanden. Wir haben viel darüber gesprochen, dass ihre Beziehung nicht einfach funktional war, sondern von gegenseitiger Inspiration geprägt. Dieser Respekt war die Grundlage ihrer Freundschaft und ihrer Beziehung. Ich glaube, deshalb wirken einige Entscheidungen, die sie im Film treffen, so bedeutungsvoll. Die Liebe, die sie teilen, ist tief im Respekt verwurzelt – und das macht den späteren Zusammenbruch umso eindringlicher.
Welchen Test während der „Eltern-Prüfung“ oder welche Szene findest du am intensivsten – emotional und körperlich? Und wie hast du dich darauf vorbereitet?
Die körperlich intensivsten Momente für mich kamen nach dem Ende des Tests. Da war diese manische Energie, die ich erforschen musste – dieses brennende Verlangen nach etwas und die Frage, wie weit jemand bereit wäre, dafür zu gehen. Wie beeinflusst diese Verzweiflung die eigenen Handlungen, die logischen oder unlogischen Reaktionen? Dieser emotionale Zustand war eine echte Herausforderung.
Und so albern es klingen mag: Ich bin keine gute Schwimmerin und habe das Schwimmen im Meer immer gehasst. Das wurde zu einer eigenen körperlichen Herausforderung für mich. Aber jetzt, nach den Dreharbeiten, genieße ich es tatsächlich, im Ozean zu schwimmen – ich habe weniger Angst davor. In gewisser Weise war das eine kleine persönliche Anekdote, die zwar nichts mit der Geschichte zu tun hat, aber meiner Erfahrung eine unerwartete Ebene hinzugefügt hat.
Inwieweit glaubst du, dass der Film auch eine Metapher für die Herausforderungen moderner Beziehungen ist? Hast du bei der Vorbereitung auf die Rolle Parallelen zu realen Beziehungsdynamiken entdeckt?
Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie ich diese Frage intelligent beantworten soll, weil die Symbolik des Films für mich stärker mit gesellschaftlichen Themen als mit individuellen Beziehungsdynamiken verbunden war. Die Geschichte befasst sich mit unserem Bedürfnis nach Kontrolle – sei es über die Umwelt, die Geburtenrate oder die Verlängerung des Lebens. Wir möchten glauben, dass wir diese Probleme lösen können. Mias und Aaryans gesamtes Lebenswerk dreht sich darum, Lösungen zu finden und daran zu glauben, dass sie diese komplexen Systeme kontrollieren können. Diese Überzeugung trägt fast schon eine gewisse Selbstüberschätzung in sich – der Glaube, Dinge wirklich beeinflussen und reparieren zu können. Das spiegelt die ständige Debatte darüber wider, wie viel wir tatsächlich kontrollieren können und was einfach nur eine Reaktion der Natur auf unsere Handlungen ist. Diese Diskussion bleibt immer relevant – besonders, wenn wir globalen Herausforderungen gegenüberstehen, die uns unsere Grenzen aufzeigen.
Ein weiteres Thema im Film ist Privatsphäre. Er wirft schwierige Fragen darüber auf, wie viel Kontrolle eine Gesellschaft über das Privatleben haben sollte. Gab es Momente, in denen du darüber nachgedacht hast, wie du selbst in einer solchen dystopischen Realität reagieren würdest?
Auf jeden Fall. Die Idee des Unbekannten ist kraftvoll – die Entscheidung zwischen dem, was einem als gefährlich und gewalttätig erzählt wurde, und dem Komfort des Bekannten. Im Film wird die „alte Welt“ als gewalttätig dargestellt, voller Tod, Umweltkatastrophen und sogar Kannibalismus – zumindest laut der Propaganda, die die Charaktere zu hören bekommen. Das hat mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, wie wichtig es ist, die Geschichten, die uns erzählt werden, zu hinterfragen; selbst wenn sie von Systemen stammen, an die wir glauben. Egal, ob man mit einem Regime übereinstimmt oder nicht, wir sollten alle kritisch hinterfragen, welche Informationen wir erhalten.
Die Geschichte lehrt uns diese Lektion immer wieder. Selbst wenn wir glauben, eine brillante Lösung wie regenerative Landwirtschaft gefunden zu haben, müssen wir uns fragen: Was sind die Konsequenzen? Was kommt mit diesem Fortschritt? Ich denke, heutzutage ist unsere Gesellschaft so sehr darauf fokussiert, auf welcher Seite jemand steht, obwohl wir alle kritisch über alle Seiten nachdenken sollten. Es irritiert mich, dass Menschen sofort eine feste Loyalität empfinden. Ich glaube, Korruption kann überall existieren, und es gibt Dinge, die moralisch richtig oder falsch sind.
Für mich ist der Film eine Erinnerung daran, immer weiter zu hinterfragen, kritisch zu bleiben und nicht anzunehmen, dass irgendein System fehlerfrei ist.
Regisseurin Fleur Fortuné kommt ursprünglich aus der Welt der Kurzfilme und Musikvideos, wo visuelles Erzählen sehr wichtig ist. The Assessment ist ihr erster Spielfilm. Wie war die Zusammenarbeit mit ihr?
Ich habe mich in Fleurs Musikvideos verliebt. Ich war beeindruckt von ihrer Kameraführung, ihrem Umgang mit Farben und den Gesichtern, die sie auswählte. Es war klar, dass sie eine eigene Perspektive hatte. Ich finde, viele Musikvideos sehen heutzutage ähnlich aus – düster, in grün und blau getaucht, mit dieser ständigen Handkamera-Ästhetik. Aber Fleurs Ansatz war so durchdacht und bewusst. Ich war gespannt darauf, mit ihr zu arbeiten und zu erleben, wie sie sich die Zukunft vorstellt.
Zum Beispiel haben wir auf Teneriffa gedreht – eine trockene, wilde Landschaft. Aber Fleur hat es geschafft, Farbe in dieser Umgebung zu finden. Ob es gefärbtes Glas aus dem Ozean war oder natürliche Materialien wie Ziegel – sie entdeckte lebendige, organische Farben.
Über das Visuelle hinaus prägten auch ihre persönlichen Erfahrungen die Geschichte stark. Sie arbeitete mehrere Jahre mit den Autoren zusammen und ließ dabei ihre eigenen Herausforderungen einfließen. Insbesondere die Komplexität, ein Kind bekommen zu wollen, die dafür notwendigen Ressourcen und die Fragen nach der eigenen Würdigkeit. Der Film fühlt sich sehr persönlich an, geformt von ihrem eigenen Weg und ihren Überlegungen.
Ich hoffe, diese Frage ist nicht zu persönlich, aber möchtest du nach The Assessment noch Kinder? Ich könnte mir vorstellen, dass ein solcher Film die eigenen Wünsche irgendwie beeinflussen kann.
Was mich am meisten berührt hat, war das Hinterfragen, warum wir Kinder bekommen wollen und ob wir es verdienen, Ressourcen dafür zu nutzen. Fleurs eigene Erfahrung, mit wissenschaftlicher Unterstützung ein Kind zu bekommen, zwingt dazu, bei jedem Schritt bewusst zu entscheiden, ob man weitermachen will. Diese Gespräche sind wichtig, aber wir führen sie nicht oft. Vielleicht ist das ein Grund, warum die Geburtenraten sinken.
Es geht darum, zu fragen: „Was für ein Elternteil möchte ich sein? Welche Art von Mensch möchte ich in diese Welt bringen?“ Das klingt einfach, aber ich glaube nicht, dass viele Menschen darüber wirklich nachdenken.
Vielen Dank für das Gespräch!
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