Louise und die Schule der Freiheit
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Louise und die Schule der Freiheit

Louise und die Schule der Freiheit
„Louise und die Schule der Freiheit“ // Deutschland-Start: 10. April 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Die Lehrerin Louise Violet (Alexandra Lamy) wird im Jahr 1889 von Paris aufs Land geschickt, um in einem abgelegenen Dorf eine Schule zu eröffnen. Mit der Unterstützung des Bürgermeisters Joseph (Grégory Gadebois) möchte sie den Bauerskindern der kleinen Gemeinde das Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Bei deren Eltern stößt sie dabei auf heftigen Widerstand. Sie begegnen der Fremden aus der Hauptstadt mit Skepsis und würden ihren Nachwuchs lieber den ganzen Tag bei der Feldarbeit einsetzen. Allen voran der aufbrausende Rémi (Jérémy Lopez) scheint sich mit der Vorstellung, dass sein Sohn Jules (Ernest Mourier) eines Tages gebildeter sein wird als er, nicht abzufinden zu können…

Tradition gegen Fortschritt

Mit Louise und die Schule der Freiheit verwirklicht Regisseur und Drehbuchautor Éric Besnard (Die einfachen Dinge, Birnenkuchen mit Lavendel) ein Historiendrama, das sich um die Alphabetisierung der Landbevölkerung in Frankreich gegen Ende des 19. Jahrhunderts dreht. Die Regierungen der sogenannten Dritten Republik verfolgten damals das Ziel, Laizismus und Bildung im gesamten Staat zu verbreiten. Den Ausgangspunkt der Geschichte Besnards bilden während dieses Prozesses aufeinanderprallende Ideologien und Lebensrealitäten: In der Figur von Louise vereinen sich bildungsorientiertes, säkulares Denken, ein (etwas schüchterner) Feminismus und sozialistische Überzeugungen, während demgegenüber die patriarchal-konservative und fromme Dorfbevölkerung steht.

Oberflächliche Behandlung zentraler Themen

Plakativ inszenierte Auseinandersetzungen zwischen Louise und den Bäuerinnen und Bauern sollen uns die schwer vereinbaren Gegensätze zwischen ihren Bestrebungen und der konservativen Haltung der ländlichen Bevölkerung näherbringen. Dabei bleiben einige Charaktermotivationen, insbesondere die des dauercholerischen Rémis und in sich gekehrten Jules’, bis zum Ende eher vage, sodass wir ihre inneren Konflikte nicht wirklich nachvollziehen können. Dies führt dazu, dass die dramatischen Höhepunkte eher konstruiert und wenig schockierend wirken. In ähnlicher Weise verleiht Alexandra Lamy ihrer Figur zwar eine überzeugende Ernsthaftigkeit, die mit ihrer traumatischen Vergangenheit zu tun haben soll. Weil uns diese aber — beispielsweise durch Rückblenden — nie gezeigt, sondern immer nur davon erzählt wird, bleibt der Berührungseffekt eher begrenzt.

Besnard versucht zudem, die Sprachpolitik der Dritten Republik aufzugreifen, die das Französische im ganzen Land etablierte und regionale Sprachen verdrängte. Das zeigt sich in Szenen, in denen die Dorfbewohner auf Okzitanisch sprechen oder Lieder singen beziehungsweise Louise ihre Schüler gelegentlich dafür tadelt, ihre Heimatsprache im Klassenraum zu verwenden. Doch bleibt diese Auseinandersetzung wie schon bei den anderen Spannungsfeldern zwischen urbaner und ländlicher Gesellschaft – beziehungsweise deren Rückschrittlichkeit auf der einen und deren kulturelle Homogenisierung auf der anderen Seite – insgesamt eher oberflächlich.

Gelungener Look verbessert Gesamteindruck

Einer der positivsten Aspekte von Louise und die Schule der Freiheit ist das Setting. Kameramann Laurent Dailland fängt die idyllischen Landschaften der Auvergne sowie die malerischen Häuser des mit einem Burgturm geschmückten Dorfs Saint-André-de-Chalencon in satten Sommer- und Winterlandschaftsbildern ein. Auch die Kostümausstattung trägt entscheidend zu einem authentischen Eindruck der historischen Epoche bei. Ein weiterer schöner visueller Einfall wird beim Abspann präsentiert: Statt nur die Namen der Darsteller zu zeigen, wird zu jeder Figur ein passender Wörterbucheintrag eingeblendet, was dem Film ein zusätzliches, charmantes Element verleiht.



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Louise und die Schule der Freiheit
fazit
„Louise und die Schule der Freiheit“ wählt einen interessanten geschichtlichen Erzählrahmen, bleibt aber in seiner Auseinandersetzung mit sozialen Themen eher oberflächlich. Positiv hervorzuheben sind die authentisch eingefangene Kulisse, die dem Film eine starke Atmosphäre verleiht.
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