Oslo Stories Liebe
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Oslo Stories: Liebe

Oslo Stories Liebe
„Oslo Stories: Liebe“ // Deutschland-Start: 17. April 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Für Marianne (Andrea Bræin Hovig) könnte es beruflich und sozial kaum besser laufen. Sie leitet die Gynäkologie in einer renommierten Osloer Klinik. Abgesehen von ihrer besten Freundin Heidi (Marte Engebrigtsen) hält sie ihr Umfeld bewusst klein. Nur in Sachen Liebe findet sich kein passender Partner. Heidis Bemühungen, sie mit gemeinsamen Bekannten zu verkuppeln, fühlen sich oft zu gezwungen an – vor allem, weil Marianne insgeheim nicht die gleichen Erwartungen an eine Beziehung hat wie Heidi. Als sie eines Nachts ihren schwulen Arbeitskollegen Tor (Tyo Cittadella Jacobsen) auf der Fähre trifft, entwickelt sich ein überraschend offenes Gespräch zwischen den beiden, in dem Tore unter anderem Polygamie erwähnt. Dieses Gespräch ermutigt Marianne, neue sexuelle Erfahrungen zu sammeln und sich darüber klar zu werden, was sie wirklich will.

Sex, Liebe und Träume

Oslo Stories: Liebe ist Teil einer Trilogie von Regisseur Dag Johan Haugerud. In allen drei Filmen – Sehnsucht, Liebe und Träume – stehen dieselben Themen im Mittelpunkt, allerdings mit unterschiedlicher Gewichtung. Oslo Stories: Liebe bildet hier keine Ausnahme. Haugerud thematisiert anhand der Geschichten von Marianne und Tor grundlegend das menschliche Bedürfnis, geliebt zu werden. In den meisten Fällen sind Sex und romantische Beziehungen untrennbar miteinander verbunden. In Oslo Stories: Liebe stellt er jedoch die Frage, inwieweit Liebe und Sex voneinander getrennt und in einer modernen Gesellschaft unabhängig voneinander befriedigt werden können.

Die Suche nach der eigenen Freiheit

Die Handlung ist offensichtlich konstruiert, um genau diese Fragen zu erforschen, bleibt dabei aber weitestgehend plausibel. Lediglich eine Grenzüberschreitung Tors im Verhältnis zwischen Patient und Pfleger fällt hier etwas aus der Reihe, ohne jedoch völlig realitätsfern zu wirken. Anders als in Oslo Stories: Sehnsucht wissen die Protagonisten in Oslo Stories: Liebe genau, was sie wollen – allerdings ohne eine klare Vorstellung davon, wie sie es erreichen können.

Tor probiert sich mithilfe von Dating-Apps durch Oslos Singlemänner, auf der Suche nach Sex oder alternativ einer echten emotionalen Verbindung. Dabei dient ihm Sex nicht bloß als Lückenfüller; vielmehr existieren beide Begierden unabhängig voneinander und möchten gleichermaßen erfüllt werden. Spätestens nach dem Gespräch mit Tor erkennt auch Marianne, dass sie nicht die gleichen Erwartungen an eine Beziehung hat, wie es vielleicht der gesellschaftlichen Norm und der Meinung ihrer besten Freundin entspricht. Ähnlich wie Tore ist sie einerseits bereit, eine emotionale, weitestgehend klassische Beziehung mit einem befreundeten Architekten einzugehen. Gleichzeitig möchte sie jedoch die Freiheit, sich sexuell mit anderen Männern auszuprobieren, ohne daraus eine dauerhafte Verbindung entstehen zu lassen. Von Tore lernt sie, sich nicht für ihre Wünsche zu schämen und sich von gesellschaftlichen Stigmata zu befreien, deren Relevanz sie sich bislang selbst eingeredet hat.

Dialoge statt Subtext

Den Grundsatz „show, don’t tell“ lehnt Dag Johan Haugerud augenscheinlich kategorisch ab. Besonders im Mittelteil lebt Oslo Stories: Liebe fast ausschließlich von Dialogen. Komplexe emotionale Fragen und die innere Zerrissenheit der Figuren werden offen diskutiert und dem Publikum direkt präsentiert. All diese Themen abzuarbeiten, nimmt jedoch einige Zeit in Anspruch  und so lässt Oslo Stories: Liebe den Zuschauern teilweise zu viel Raum, um das eben Gesehene zu überdenken und wirken zu lassen, was den Film streckenweise zäh macht.



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Oslo Stories: Liebe
fazit
Genau wie der Vorgänger „Oslo Stories: Sehnsucht“ thematisiert „Oslo Stories: Liebe“ tiefgehende Fragen: den inneren Zwang, sich gesellschaftlichen Normen anzupassen, emotionale Unsicherheiten und das Verlangen nach Nähe und Liebe, ohne dabei die eigene Selbstständigkeit zu verlieren. Auch wenn der Film mit seiner Laufzeit von zwei Stunden und der dialoglastigen Erzählweise stellenweise langatmig wirken kann, werden besonders Fans des Vorgängers erneut auf ihre Kosten kommen.
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