Rosenthal TV Fernsehen ZDF Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
© ZDF/Ella Knorz
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„Rosenthal“ // Deutschland-Start: 7. April 2025 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Ende der 1970er ist Hans Rosenthal (Florian Lukas) eine feste Institution im deutschen Fernsehen geworden. Wenn er vor der Kamera steht und seine Sendung Dalli Dalli moderiert, versammelt sich regelmäßig ein Millionenpublikum. Als die 75. Ausgabe ansteht, will das ZDF dies auch groß feiern mit einer eigenen Jubiläumsfolge, geplant für den 9. November 1978. Grundsätzlich ist Rosenthal dazu auch bereit. Ihm bereitet aber das Datum Probleme, schließlich ist das 40 Jahre nach den Novemberpogromen. Ausgerechnet an diesem Jahrestag soll er andere bespaßen? Seine Bitte, den Termin der Sendung zu verschieben, wird aber abgelehnt, Showleiter Dr. Hans Hummel (Hans-Jochen Wagner) will davon nichts wissen. Der Moderator fügt sich seinem Schicksal. Doch je näher der Tag rückt, umso schwieriger fällt ihm die Aufgabe, zumal andere auf ihn Druck ausüben …

Erinnerung an eine TV-Legende

Ältere werden sich noch daran erinnern: Hans Rosenthal gehörte in den 1970ern und 1980ern zu den ganz großen Showmastern Deutschlands, stand auf einer Stufe mit anderen Legenden wie Frank Elstner oder Dieter Thomas Heck. Vor allem Fragespiele lagen dem TV-Star, der durch seine Freundlichkeit auffiel. Er war einer dieser Menschen, die einem ein gutes Gefühl gaben, egal, was da draußen gerade geschah oder wie blöd man sich anstellte. Dass das ZDF anlässlich des 100. Geburtstags seinem einstigen Zugpferd einen eigenen Film spendiert, ist sicher gerechtfertigt und nicht wirklich überraschend. Ungewöhnlich ist jedoch, welchen Aufhänger man dafür wählte. Normalerweise entstehen zu solchen Jubiläen immer reine Lobpreisungen, welche die großen Errungenschaften betonen und Schattenseiten ausblenden – siehe etwa Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau.

Rosenthal sucht sich hingegen die oben genannte Jubiläumssendung aus, um das Bild eines innerlich zerrissenen Mannes zu zeichnen. Auf der einen Seite ist der strahlende Moderator, der so viel Freude in das Leben anderer brachte. Auf der anderen ist da der Jude, der von seinen Erfahrungen während des Holocausts tief geprägt war, Jahrzehnte später noch immer das Trauma mit sich herumtrug. Symbolisiert wird diese Dualität durch diesen einen Tag, der den Showmaster dazu zwang, sich mit beiden Seiten auseinanderzusetzen, die jeweils Teil seines Lebens waren, aber nicht gleichzeitig existieren konnten oder durften. Warum er nicht offensiver mit seinem jüdischen Glauben umgegangen ist, obwohl er sich privat in diesem Bereich engagierte, wird nicht ganz klar. Vielleicht fürchtete er die Konsequenzen, vielleicht wollte er sein Privatleben auch einfach nur abschirmen.

Nostalgisch, aber aktuell

Die Idee ist dabei etwas zwiespältig. Auf der einen Seite gelingt es dem Film gut, diese Zerrissenheit darzustellen, die er auch in dem Titel seiner Autobiografie Zwei Leben in Deutschland thematisierte. Wichtig ist das Thema knapp 50 Jahre später sowieso in einer Zeit, in der Antisemitismus wieder auf dem Vormarsch ist und in Deutschland eine gewisse Geschichtsvergessenheit zu beobachten ist. Rosenthal schildert, wie Jahrzehnte nach dem Holocaust die Aufarbeitung noch immer an ihre Grenzen stieß. Gleichzeitig führt diese Fokussierung auf dieses eine Ereignis in seinem Leben aber auch dazu, dass der Protagonist auf diesen Aspekt reduziert wird. Der Film ist so sehr damit beschäftigt, diese zwei Seiten in einen Bezug zu setzen, dass er dabei verpasst, das Individuum zu beschreiben. Wer Rosenthal außerhalb dieses Kontextes war, wird kaum verraten.

Insgesamt ist das biografische Drama aber sehenswert. Gerade die Kombination aus Personenporträt und Zeitporträt funktioniert. Hinzu kommt die stimmungsvolle Ausstattung, die einen mitnimmt auf eine Reise in die Vergangenheit. Und wenn Rosenthal auch noch Originalaufnahmen des Entertainers einspielt, sowohl zum Einstieg wie auch zum Abschied, dann dürfen einem Publikum, das damals dabei war, sowieso Tränen der Rührung in die Augen kommen. Der Film ist nostalgisch, aufgrund der zeitlosen Fragen aber nicht allein rückgewandt, sondern eine Aufforderung, sich mit den Themen auseinanderzusetzen, selbst Jahrzehnte nach dem Tod des Showmasters.



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Rosenthal
fazit
„Rosenthal“ erinnert an den großen Showmaster, der in den 70ern und 80ern Millionen vor die Fernseher lockte, konzentriert sich dabei auf ein gleichermaßen wichtiges wie schmerzhaftes Jubiläum. Das ist spannend und spricht bis heute relevante Themen an, selbst wenn der Protagonist auf diese Weise nur verkürzt dargestellt wird.
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