
In der kleinen Stadt Redemption wird jedes Jahr ein Wettkampf unter den Revolverhelden ausgetragen. Dieses Jahr will Ellen (Sharon Stone) teilnehmen an den Duellen, die beweisen sollen, wer der Beste am Revolver ist und zugleich für viele den Tod bedeuten können. Herr über den Wettkampf ist Bürgermeister John Herod (Gene Hackman), der die kleine Stadt und ihre Bürger mit eiserner Hand regiert sowie mithilfe seiner Bande von Handlangern, die jede Gegenstimme im Kern ersticken. Unter den Teilnehmern ist unter anderem Herods Sohn Fee (Leonardo DiCaprio), der seinem Vater zeigen will, dass er der Schnellste am Revolver ist, und Cort (Russell Crowe), ein Priester und ehemaliges Mitglied von Herods Bande. Die ersten Duelle beginnen, doch schon bald geht es nicht mehr nur darum, seine Gegner durch Schießen auf ihre Hände oder Arme zu verwunden. Herod wittert einen Aufstand unter den Bürgern und will ein Exempel statuieren, während Ellen eine ganz eigene Agenda verfolgt. Ihr Schicksal ist mit dem des Bürgermeisters verbunden und sie brennt darauf, nach Jahren des Wartens endlich ihren Moment der Rache zu erhalten.
Die Kunst des Duellierens
Das Duell zweier oder mehrerer Revolverhelden bildet typischerweise das Finale eines jeden Westerns. Im Falle von Schneller als der Tod kommt es jedoch immer wieder zu einem solchen Duell, das zunächst noch einen „sportlichen“ Charakter zu haben scheint, doch bald schon zu bitterem Ernst wird. In den Augen Sharon Stones, die sowohl die Hauptrolle im Film spielt als auch eine der Produzentinnen ist, war niemand anderes als Sam Raimi der richtige Regisseur für die Hommage an das Westernkino eines Sergio Leone und Sergio Corbucci. Der kommerzielle Erfolg war aber eher verhalten, auch wenn Schneller als der Tod im Laufe der Zeit viele Fans gewonnen hat und viele ihn sogar als einen der interessantesten Filme in Raimis Katalog ansehen. Da Raimi Schneller als der Tod vor allem als Unterhaltungskinos inszeniert, funktioniert der Western erstaunlich gut, was etwas verwundert, bedenkt man, wie viele unterschiedliche und nicht immer gut ausbalancierte Story-Elemente die Handlung versucht zu vereinen.
Im Grunde zielt Schneller als der Tod auf die Essenz des Westerns ab, wobei die Geschichte fast schon in Vergessenheit gerät. Jeder, der die Werke Corbuccis und/oder Leones bereits gesehen hat, wird sehr viel von dem wiedererkennen, was Raimis Film zu bieten hat. Die Figuren, ihre Motivation und die einzelnen Handlungsstränge von Schneller als der Tod ähneln mehr einem Puzzle verschiedener Versatzstücke und Spielarten. Das muss nicht notwendigerweise schlecht sein, gerade weil der Film keineswegs auf die Epik eines Leones oder die Verbitterung und den Zynismus eines Corbuccis hinauswill.
Der Unterhaltungswert definiert sich durch das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Figuren beim Duell, bei dem sich innerhalb weniger Momente ganze Dramen erzählen lassen. Die Suche nach Respekt, die Sehnsucht nach einer Form der Buße oder eben der Durst nach Rache spielen sich innerhalb weniger Momente ab und es kommt zu einer Entscheidung, der mittels einer Pistolenkugel Nachdruck verliehen wird. Die erzählerische wie auch ästhetische Konzentration auf diese Momente zahlt sich aus, zeigt aber zugleich die dramaturgischen Schwächen der übrigen Elemente auf.
Die Lady ohne Namen
Eine Grund, warum Schneller als der Tod als Unterhaltungsfilm funktioniert, liegt in der Besetzung. Kritiker monierten zwar, dass Stone ihre Rolle als „Lady ohne Namen“ zu ernst spiele und dabei den satirischen Aspekt des Film vergesse (oder ignoriere), doch diese Kritik kann man dann auch bei vielen der anderen Figuren üben. Vielmehr ist sie als weibliches Pendant zu Clint Eastwoods „Mann ohne Namen“ aus der Dollar-Trilogie sehr überzeugend, wobei, wie auch bei vielen der anderen Figuren, der Hintergrund ihres Charakters eher vernachlässigbar ist. Im Grunde spielt ihre Figur, wie auch die anderen Charaktere, die zweite Geige zu Gene Hackmans John Herod, der mit großem Abstand sicherlich der interessanteste Charakter des gesamten Films ist.
Von seinem ersten Auftritt im Saloon der Stadt bis hin zu seiner wütenden Ansprache an die Bürger, die ihn nach wie vor unterschätzen, seiner Meinung nach, gibt es sehr viele tolle Momente. Hackman spielt dies sehr intelligent, ohne ins Over-Acting zu driften. Herod ist einer, der es nicht mehr nötig hat, seine Gegner zu suchen oder sich zu beweisen, denn er ruft seine Feinde zu sich unter der Prämisse eines Wettkampfs, der naturgemäß nach seinen Regeln stattfindet. Wenn es einen Aspekt gibt, wegen dem man sich Raimis Film unbedingt ansehen sollte, so ist es seine Performance, die einen schauspielerischen Höhepunkt innerhalb seiner Karriere darstellt.
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