
Im Wiener Gourmettempel Efeukron beglückt Chefkoch André Brauer (Daniel Keberle) immer wieder seine Gäste mit harmonisch komponierten Kreationen. Hinter den Kulissen ist das mit der Harmonie aber nicht so weit her, da werden ständig die Messer gewetzt – wortwörtlich. Als der notorische Despot vor seiner Wohnung erstochen aufgefunden wird, mangelt es daher auch nicht an Verdächtigen. Ob es die eigenen Angestellten wie Souschef Lars (Simon Morzé) sind, die er tagtäglich tyrannisiert, oder seine Frau Alicia (Martina Ebm), an möglichen Motiven mangelt es nicht. Um die Antwort zu erhalten, müssen Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und ihr Kollege Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) daher tief in das Haifischbecken der Gastronomie eintauchen, haben dabei aber auch miteinander so ihre Problemchen …
Typischer Sonntagabendkrimi
Zuletzt kam es beim Tatort wieder zu größeren qualitativen Schwankungen. Erst war da das nervige Die große Angst, bei dem eine reguläre Fahrt mit einer Seilbahn zu einer Massenhysterie führt. Deutlich spannender war Abstellgleis, wo nach einem vermeintlichen Verkehrsunfall in der Polizei die Paranoia umgeht. Nach den beiden düsteren Beiträgen wurde es beim Münster-Fall Fiderallala sehr albern, was aber weniger spaßig als vielmehr anstrengend war. Mit Messer sind nun mal wieder beiden von der Österreich-Fraktion an der Reihe, es ist der 35. gemeinsame Auftritt. Dieser ist zwar etwas besser als einige der oben genannten Spiele. Mehr als Durchschnitt ist das Ergebnis aber kaum, so wirklich überzeugt der Film dann doch nicht.
Dabei ist die Ausgangssituation eine sehr klassische. Am Anfang der Geschichte wird eine Leiche gefunden, danach wird anderthalb Stunden lang ermittelt, um herauszufinden, wer denn diesen Mord begangen hat. Dazu reiht Tatort: Messer mehrere Verdächtige auf, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen. Der Fokus liegt eher auf dem beruflichen, es könnten aber auch private vorliegen. Der 1300. Teil der ARD-Krimireihe folgt dem üblichen Whodunit-Schema. Das ist nicht originell, funktioniert aber bis heute gut. Das Publikum darf hier nach Lust und Laune grübeln und Theorien aufstellen, während der Film mal die eine Fährte, mal die andere verfolgt. Wer genug hat von den vereinzelten Experimenten beim Dauerbrenner, findet hier wieder einen ganz typischen Sonntagabendkrimi.
Stereotype der Sterneküche
Was Tatort: Messer von anderen Teilen abhebt, ist dabei das Setting. Grundsätzlich ist die Spitzengastronomie ein dankbares Umfeld für eine solche Geschichte, da in diesem Segment der Ton rau ist, es zu ständigen Konkurrenzkämpfen kommt, Demütigungen an der Tagesordnung sind. Das Problem ist nur, dass es in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Filmen und Serien gegeben hat, die das Thema auf verschiedenste Weise abgehandelt haben. Die offensichtlichste Referenz ist natürlich die gefeierte Serie The Bear. Aber auch Filme wie Yes, Chef! und Sterne zum Dessert warfen wenig schmeichelhafte Blicke hinter die Kulissen der Kulinarik. Das hindert natürlich nicht daran, sich auch noch selbst zu Wort zu melden. Nur sollte man dann im Idealfall etwas Eigenes zu sagen zu haben oder zumindest einen interessanten Blickwinkel finden. Hier gibt es nichts davon, mehr als das Aufwärmen von alten Stereotypen ist da nicht drin.
Ein weiteres Manko sind die internen Querelen. Das ist bei dieser Reihe zwar nicht ungewöhnlich. Tatsächlich wurde bei allen drei oben genannten vorangegangenen Folgen innerhalb des Teams gestritten. Das macht das hier aber nicht wenig irritierend und überflüssig. Schauspielerisch überzeugt das schon. Dazu gibt es stimmungsvolle Musik und Bilder. Insgesamt kann man sich Tatort: Messer daher schon ganz gut anschauen. Es bleibt aber so wenig von dieser Mörderjagd zurück, dass man es sich auch irgendwie sparen kann. Ein wenig bemerkenswerter Krimi, der dann doch mehr Fast Food als Gourmetköche ist.
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