The Amateur
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The Amateur

The Amateur
„The Amateur“ // Deutschland-Start: 10. April 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Heller (Rami Malek) führt ein vergleichsweise ruhiges Leben als CIA-Agent. Streng geheime, internationale Spionagemissionen überlässt er seinen Kollegen. Seine Aufgabe ist es, Kontakt zu Informanten zu halten, Dokumente zu sichten und verschlüsselte Botschaften zu entschlüsseln – alles aus seinem sicheren Büro im fünften Untergeschoss der CIA-Zentrale in Langley, Virginia. Diese heile Welt gerät jedoch aus den Fugen, als seine Frau Sarah (Rachel Brosnahan) auf einer Geschäftsreise in London einem vermeintlichen Terroranschlag zum Opfer fällt. Trotz seiner Trauer liefert Heller seinen Vorgesetzten in Rekordzeit die Namen aller beteiligten Söldner – in der Hoffnung, dass diese zur Rechenschaft gezogen werden. Doch als er erkennt, dass sein Chef (Holt McCallany) die Informationen bereits kannte und im Sinne der Agency eine eigene Agenda verfolgt, macht sich Heller auf eigene Faust auf die Jagd nach den Mördern seiner Frau.

Nach alter Schule

Nach der Blütezeit der Spionagefilme in den 1960er und 1970er Jahren ist dieses Genre abseits der Franchises seltener geworden und wird im Zweifel oft auf das Niveau eines Action-Blockbusters reduziert. Mit The Amateur versucht sich James Hawes (One Life) an einem Spionagefilm alter Schule und geht mehrfach die sprichwörtliche Extra-Meile, um seinen Film aufzuwerten – was jedoch nicht in jeder Hinsicht gelingt.

Plot- und Motivationslücken

Schnell wird etabliert: Rami Maleks Heller ist extrem intelligent, aber zugleich verschlossen. Am wohlsten fühlt er sich beim Entschlüsseln von Dokumenten und Rätseln. Neben losen Bekanntschaften zu seinen Kollegen ist seine Frau gleichzeitig seine einzige echte Bezugsperson. Abseits der ersten Szene und eines kurzen Telefonats erfährt der Zuschauer jedoch kaum etwas über Sarah. Dementsprechend fällt es schwer, sich in Hellers Lage hineinzuversetzen und Begeisterung für seine Ein-Mann-Rachemission zu entwickeln.

Auch die Antagonisten lösen dieses Problem nicht. Der vermeintliche Terroranschlag in London entpuppt sich als gescheiterte Söldnermission. Die Sicherheit der Welt steht nie wirklich auf dem Spiel und die Motivation des Söldner-Quartetts rund um Sean Schiller (Michael Stuhlbarg) ist keine gefährliche Ideologie, sondern schlicht Geld. The Amateur gelingt es daher weder auf emotionaler noch auf rationaler Ebene, echte Fallhöhe und damit Spannung zu erzeugen.

Raffiniert statt rasant

Abseits der Handlung geht Hawes jedoch interessante Wege und passt Hellers Vorgehensweise clever an dessen Stärken an. Früh wird in einer Trainingssequenz gezeigt, dass Heller nicht der klassische Außendienst-Agent ist: Es fehlt ihm an Ausbildung, Selbstbewusstsein und vor allem Skrupellosigkeit. Seine Methoden, Gegner auszuschalten, sind entsprechend kreativ und distanziert, um direkte Konfrontationen zu vermeiden. Das wirkt durchdacht und bleibt dem Charakter treu. Wie im Genre üblich, besteht seine Mission aus einem Katz-und-Maus-Spiel quer durch Europa, wobei er seinen Kollegen von der CIA stets einen Schritt voraus ist. Mit Actionsequenzen hält sich James Hawes eher zurück, doch wenn es zu Verfolgungsjagden oder Anschlägen kommt, sind diese hochwertig inszeniert. Leider nehmen Trailer und Promo-Material zwei der besten Szenen vorweg und entzaubern damit die visuell stärksten Momente des Films.

Starke Besetzung, schwach genutzt

Rami Malek liefert eine solide schauspielerische Leistung, doch spielt er erneut eine Figur, für die er inzwischen fast schon zu oft gecastet wurde: den leicht sonderbaren Nerd mit sozialen Defiziten. Das funktioniert zwar grundsätzlich gut, doch in emotional intensiven Szenen wirkt seine Darstellung oft künstlich. Die übrigen Figuren bleiben weitgehend blass und erhalten wenig Raum zur Entfaltung, mit Ausnahme von Laurence Fishburne, der als Einziger neben Malek vom Drehbuch mehr Aufmerksamkeit erhält und dem Film dadurch zumindest stellenweise seinen Stempel aufdrücken kann.



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The Amateur
fazit
„The Amateur“ ist ein solider Spionagethriller, der gelegentlich neue Ideen findet und ein vernachlässigtes Genre zurück ins Kino bringt. Fehlende charakterliche Tiefe und eine flache Handlung ohne Mut zum Risiko führen jedoch dazu, dass der Film letztlich viel Potenzial ungenutzt lässt.
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