Wolfman

Wolfman (2010)

(„Wolfman“ directed by Joe Johnston, 2010)

Hollywoods Remakewelle scheint kein Ende finden zu wollen. Obwohl ich zugegebenermaßen nie das Original von 1941 gesichtet habe, war die Skepsis im Vorfeld doch sehr groß, was dazu führte dass ich Anfang dieses Jahres den Kinostart erst einmal an mir vorbeiziehen ließ. Im Nachhinein war das eine kluge Entscheidung wenn man bedenkt, dass man beim Disc-Release volle siebzehn Minuten mehr Laufzeit serviert bekommt. Laut einschlägigen Quellen bietet dieser sogeannten Extended Cut mehr Handlung und lässt den Streifen somit logischer und verständlicher wirken. Dass die Figuren angeblich mehr Tiefe als noch in der Kinofassung haben, lässt ein desaströses Armutszeugnis letzterer Version vermuten, denn in der Tat fand ich bei Wolfman die Charaktere gänzlich uninteressant und sehr spärlich ausgeleuchtet. Da wird so mir nichts dir nichts ein Anthony Hopkins als langweiliger Bösewicht verbraten und an vorderster Front versucht ein enttäuschend spielender Benicio del Toro vergeblich über die vielen Schwächen des Films hinwegzutäuschen.

Eigentlich beginnt das Ganze, zumindest atmosphärisch gesehen, äußerst gelungen. Nachdem wir kurz Lawrence Talbot (del Toro) bei einem seiner Theaterauftritte in London kennengelernt haben, wechselt die Szenerie zu seinem eigentlichen Heimatort, dem abgelegenen Dörfchen Blackmoor. Der Grund dieser Reise ist die Kunde über die Ermordung seines Bruders, die ihm seine Schwägerin Gwen Conliffe (Emily Blunt) persönlich in die englische Hauptstadt überacht hatte. Der Tod seines Bruders ist allerdings nur ein Teil einer anhaltenden, makaberen Mordserie die, die Bewohner logischerweise in Angst und Schrecken versetzt hat. Von den Leichen bleiben meistens nur Fetzen übrig, die Bisswunden lassen darauf schließen, dass es sich um ein riesiges Tier handelt, in den hiesigen Gasthäusern munkelt mancher sogar es handle sich um einen Werwolf, denn schließlich sei die Koinzidenz der Tötungen mit Vollmondnächten kaum von der Hand zu weisen.

Was Behörden und Wissenschaftler scheinbar nicht erklären können will nun Lawrence offen legen. Er ist gewillt das Mysterium um diese zweifelsohne, dämonischen Machenschaften zu erkunden, dass das gruselige Anwesen das sein Vater (Hopkins) mittlerweile quasi alleine bewohnt, auch eine Rolle spielt, liegt dabei irgendwie auf der Hand. Wenn die erste Hälfte des Streifen noch mit einer unter die Haut gehenden Stimmung aufwartet und wenigstens in dieser Hinsicht gefällt, flacht der Rhythmus mit dem späteren Ortwechsel nach London drastisch ab. Hier offenbart der Film seine inhaltlichen Schwächen und fängt sich erst wieder wenn die Rückkehr nach Blackmoor geschafft ist. Doch das wenig später darauffolgende, nichtssagende und auf „Sequel –Ready“ getrimmte Finale lässt das leider schnell wieder vergessen.

Auch was die Qualität der Optik anbelangt, schwankte mir Wolfman oftmals zu sehr. Zum einen wirken einige Computereffekte jetzt schon altbacken zum anderen gibt es dann aber wieder sehr coole Actionsequenzen in denen der Wolfman eine gute Figur macht. Die bedrohlich inszenierten Wälder um Blackmoor und die Monsterjagd bei den mit Nebel umwobenen Monolithen stellten für mich dabei die Highlights dar. Besonders gut kommt dabei der Soundtrack von Danny Elfman zu Geltung, der aber auch sonst über die gesamte, fast zweistündige Laufzeit, sehr gut gefällt.

Schade dass es letztendlich schauspielerisch so ein Totalausfall war, vielleicht hätte man damit einiges retten können. Lediglich Hugo Weaving als Scotland Yard-Mann Abberline fand ich irgendwie ansprechend, doch seine Leinwandpräsenz reicht lediglich für ein paar – bis auf den Schluss – belanglose Szenen.

Die Splattereffekte waren für meinen Geschmack dann aber doch etwas zu übertrieben. Vor allem im Schlussdrittel merkt man, dass ein guter Horrorfilm nicht literweise Blut sondern eine packende Atmosphäre, so wie Wolfman ja am Anfang auch vorweist, benötigt um Gänsehaut bei den Zuschauern zu provozieren. Interessante Elemente wie die sich anbahnende Romanze zwischen Lawrene und Gwen oder die Kindheit der Talbot Brüder kommt dabei eindeutig zu kurz. Auch die Tatsache dass sich Wissenschaft und die Polizei mit dem Fall beschäftigt ist nur eine Kleinigkeit am Rande und ist scheinbar wenig wichtig. Hier hat man eindeutig viel gutes Potenzial einfach so verschenkt, schade.

Lange Rede kurzer Sinn: der Film darf trotz der womöglich etwas zu harschen Kritik geguckt werden, die Erwartungshaltung sollte allerdings zuvor auf ein Minimum geschraubt werden, dann wird man sich auch über die paar erwähnten, positiven Aspekte freuen. Also einfach nicht vom Hype aufgeilen lassen, dann kann Wolfman durchaus einen Abend ausfüllen. Das deutsche Disc-Release erscheint übrigens bereits Anfang August.



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