Immer Ärger mit Harry

Immer Ärger mit Harry

(„The Trouble with Harry“, Alfred Hitchcock, 1955)

Immer Ärger mit Harry ist einer von jenen viel kopierten und legendären Hitchcock-Filmen, dessen Klasse trotz der zahlreichen Remakes nie wieder erreicht wurde. Wie allgemein bekannt sein dürfte, geht es in diesem Film, den Hitchcock vor seinem endgültigen Durchbruch als Legende mit Psycho (1960) feierte, um eine Leiche namens Harry, den vier Personen verschwinden lassen wollen, da jeder glaubt, schuldig am Tod Harrys zu sein. Harry bleibt jedoch nie für lange Zeit unter der Erde, sondern wird stets erneut ausgebuddelt, wenn man neue Kenntnisse über die Todesursache gewinnt.

Besagter Film wird stets als Komödie vermarktet und natürlich ist dieser Film eher Komödie als Krimi, doch den größten Gefallen würde man dem Werk tun, betitelte man es als „Kleinstadtporträt“. Als solches ist Immer Ärger mit Harry ausgezeichnet gelungen, die Beschreibungen und Porträtierungen eigenwilliger Dorfbewohner, die mitten im Indian Summer eine Leiche finden sind amüsant anzusehen und am faszinierendsten mag hierbei sein, wie all die Personen des Films zueinander finden.

Als Komödie fand ich den Film weniger gelungen, was daran liegt, dass er in der ersten Hälfte zu viele kleinere Längen aufweist, die den Fluss des Geschehens empfindlich stören, so etwa die ausschweifenden Erzählungen Shirley MacLaines bzgl. Ihrer vielen Ehen. Natürlich wirkt auch die Liebesgeschichte zwischen den Hauptpersonen stark konstruiert und als eine Parodie auf sich selbst, entscheidet man schließlich am Abend, zu heiraten, wo man sich doch erst morgens kennen gelernt hatte. Komödiantisches Highlight ist hierbei übrigens die Kaffeerunde mit dem Kapitän und dessen Verehrerin, welche ihrem Gast den Hunger austreibt, indem sie von ihrem verstorbenen Mann erzählt, der von einer Maschine in Stücke gehackt wurde.

In der zweiten Hälfte gewinnt der Film kräftig an Fahrt und überzeugt vollends mit seinem makabren, skurrilen Humor und vielen kleinen Details, die man dem Zuschauer serviert, so etwa die falsche, von Hitchcock gelegte Spur mit der sich stets öffnenden Schranktür. Natürlich ist diese „Komödie“ weit davon entfernt, ein sog. Schenkelklopfer zu sein, einige spitzzüngige Dialoge sorgen dennoch für ein breites Grinsen und in der zweiten Hälfte ist man schließlich bereit zu sagen, dass dieser Film zurecht als der Klassiker schlechthin gilt für ähnlich gelagerte Nachfolger, in denen ein Leichnam verschwinden soll, aber immer wieder auftaucht.

Sympathische Charaktere, mit denen man sich am Ende sogar verbündet fühlt, ein außerordentlich gelungenes Finale und der für Hitchcock typische schwarze Humor trösten über den lahmen Anfang hinweg.



(Anzeige)

7
von 10